Kaysersberg liegt etwa zehn Kilometer nordwestlich von Colmar und zählt zu den meistbesuchten Städten im Elsass. Der idyllische Fachwerkort an der Elsässischen Weinstrasse verzaubert durch seine schöne mittelalterliche Altstadt mit Überresten der alten Stadtbefestigung, zahreichen verzierten Fachwerkhäusern und der Ruine der Burg Kaysersberg. Wir haben Kaysersberg als Tagesausflug von Colmar besucht und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt in gut zwei Stunden zu Fuß besichtigt.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wissenswertes über Kaysersberg im Elsass
Der malerische Fachwerkort Kaysersberg ist eine französische Gemeinde mit ca. 2.500 Einwohnern und liegt idyllisch im Tal des Flusses Weiss an der Elsässischen Weinstraße, rund zehn Kilometer nordwestlich von Colmar. Das Tal der Weiss wurde im Mittelalter als wichtiger Verbindungsweg zwischen der Rheinebene und Lothringen genutzt. Die dort befindliche Siedlung “Castrum Keisersberg” wurde im Jahr 1227 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches den Kauf einer kleinen Burg anordnete, um das Tal der Weiss zu kontrollieren. Der Kaiser beschloss, hier eine der größten Festungen seiner Verteidigungslinie zu errichten, um sich vor den Herzögen von Lothringen zu schützen, die diesen leichten Weg hätten nutzen können, um in das Reich einzufallen.
Am 18. März 1293 wurde Kaysersberg wie die Nachbarstadt Colmar zur Reichsstadt erhoben und entwickelte sich aufgrund des Handwerks und insbesondere des Handels mit elsässischem Wein. Die im Mittelalter entstandene Staufenburg ist noch als mächtige Burgruine erhalten geblieben. Heute ist Kaysersberg vor allem bekannt wegen seiner schönen Altstadt mit den kopfsteingepflasterten Gässchen, den zahlreichen Fachwerkhäusern, der Kirche Sainte-Croix, Teilen der alten Stadtbefestigung sowie seinen schmackhaften Obstbränden, die man bei einem Besuch einmal probiert haben sollte. Zudem ist Kaysersberg der Geburtsort des Nobelpreisträgers Albert Schweitzer.
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Kaysersberg
Wir sind mit dem eigenen Auto nach Kaysersberg gereist und haben es auf einem der vielen gebührenpflichtigen Parkplätze am Rande der Stadt abgestellt. Von hier ist es dann nur ein Katzensprung in die Altstadt. Wir waren an einem Vormittag wochentags hier und daher war in den Straßen der Stadt nicht ganz so viel los – das war super, um sich entspannt und ohne Stress alles anschauen zu können.
Türme & alte Stadtmauer
Das Stadtgebiet von Kaysersberg hat sich im Laufe der Zeit in drei Etappen entwickelt. Das ursprüngliche Dorf wurde im Norden durch die Wälle der Staufenburg abgegrenzt und im Süden war der Flussverlauf der Weiss die natürliche Stadtgrenze. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt zuerst über den Wasserlauf der Weiss im Südwesten (Viertel Rue des Potiers, Straße Oberhof und Rue de Pairis) und später gegen Osten erweitert. Im gleichen Maße, wie die Stadt sich im Laufe der Zeit vergrößerte, wurden auch die Befestigungsanlagen erweitert. Heute ist davon leider nur noch sehr wenig zu sehen. Erhalten geblieben sind lediglich 5 Stadtmauertürme:
Kesslerturm: Der 1372 erbaute Stadtmauerturm, auch Kesslerturm genannt, ist mit einer Höhe von 22 Metern der höchste der Verteidigungstürme der Stadt. Die ursprüngliche Tür zum Turm liegt hoch oben und war nur über eine Leiter zu erreichen, die man herausziehen konnte, um den Turm vor Angreifern zu schützen.
Hexenturm: Der 20 Meter hohe Hexenturm, auch Junker-Hansen-Turm genannt, liegt auf der Seite des Weinbergs in Kaysersberg. Wie auch bei anderen Türmen in der Stadt, wurden hier zu jener Zeit Diebe und andere Kriminelle eingesperrt. Der Turm wurde im 14. Jahrhundert errichtet und grenzt an die ehemalige Residenz der Familie Reichenstein, in der sich heute das familiengeführte 5-Sterne-Hotel und Restaurant Relais et Châteaux Le Chambard befindet.
Hoher Torturm: Der 12 Meter hohe Turm der Porte Haute, auch Obertorturm genannt, diente einst als Wachturm zur Verteidigung der Stadt. Der Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert und hat bis heute seine Schießscharten behalten.
Krankenhausturm: Der Krankenhausturm, auch Burger Turm genannt, wurde im 15. Jahrhundert erbaut und befindet sich direkt hinter dem alten Krankenhaus, das ihm auch seinen Namen gegeben hat. Er diente damals als Pulvermagazin.
Pfaffenturm: Von diesem einstigen Turm ist heute nur noch der unterste Teil mit den Schießscharten erhalten.
Befestigte Brücke & Oberhofkapelle
Unser erster Anlaufpunkt im Zentrum von Kaysersberg war die Gegend rund um die Befestigte Brücke, die über den 24 Kilometer langen Fluss Weiss entlang führt. Nach der Errichtung einer ersten einfachen Holzkonstruktion, wurde hier im Jahr 1514 eine befestigte Steinbrücke erbaut, um einen feindlichen Einfall über den Fluss zu verhindern. Dafür wurde die Brücke auf beiden Seiten mit Schießscharten und Brüstungen versehen, die mit Bogenschützen und Kanonenschützen durchbrochen waren. Eine Besonderheit ist, dass sich in der Mitte der Brücke eine kleine Kapelle befindet. Bevor in der Kapelle eine mehrfarbige Statue der Jungfrau mit Kind ihren Platz fand, wurden hier Bewohner, die kleinere Vergehen begangen hatten, eingesperrt und so zum Gespött der Stadt gemacht.
Eines der schönsten Fotomotive in Kaysersberg ist für uns der Blick von der rechten Uferseite über den Fluss. Dabei schaut man auf die gegenüberliegende Flussseite und kann hier die im Jahr 1391 erbaute Oberhofkapelle, auch “Notre-Dame du Scapulaire” genannt, bewundern. Sie gehört zu den Bauwerken, die den Vandalismus der Revolution überstanden haben und ist seit 1946 als historisches Monument klassifiziert. Direkt daneben befindet sich ein wunderschönes Fachwerkhaus mit grünen Fensterläden, üppig beflanzten Fensterbänken und einem spitz zulaufenden Dach. Ein richtiges Postkartenmotiv!
An der Brücke befindet sich auch das Gebäude Hostellerie du Pont, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Es diente als Unterkunft und Büro für den städtischen Gourmet-Beamten, der Touristen bei ihren Weinverkostungen begleitete. Heute befindet sich im ersten Stock ein Festsaal und im Untergeschoss öffentliche Toiletten.
Ein Rundgang durch die Altstadt
Durch die gepflasterten Gassen der Altstadt kann man wunderbar zu Fuß bummeln, denn sie sind verkehrsberuhigt angelegt. Es gibt hier viele schöne alte mit Blumen geschmückte Gebäude und reich verzierte Fachwerkhäuser. Ein Fotomotiv jagt hier defintiv das Nächste. Kleine Plätze, süße Cafés und Restaurants laden hier an fast jeder Ecke zum Verweilen ein. Bei schönem Wetter kann man in den Lokalitäten wunderbar draußen sitzen und das Treiben genießen.
Einige Meter von der Befestigten Brücke entfernt, befindet sich das Haus Faller Brief (Maison Brief-Faller), das als eines der schönsten und imposantesten Häuser in Kaysersberg gilt. Das malerische Eckhaus wurde im Jahr 1594 im Stil der rheinischen Renaissance-Architektur gebaut, hat einen nahezu quadratischen Hauptkörper und einen tiefen dezentrierten Vorbau, mehrere Stockwerke mit Holzfachwerk, geschnitzte und gedrehte Pfosten sowie ein Erdgeschoss aus rosafarbenem Vogesensandstein. Heute beherbergt das Haus ein Restaurant sowie einen Weinkeller, in dem man elsässische Weine probieren und kaufen kann.
Wir sind zunächst die Rue du Général de Gaulle entlang gelaufen, bis wir bei der Heilig-Kreuz-Kirche (Kirche Sainte-Croix) angekommen sind. Die Kirche wurde zwischen 1230 und dem 16. Jahrhundert erbaut und ist dem Heiligen Kreuz gewidmet, von dem sie eine Reliquie besessen haben soll. Besonders markant ist in der Kirche die übergroße Christusfigur sowie ein Schnitzaltar aus dem Jahr 1518. Vor der Kirche befindet sich der wunderschöne Brunnen des Kaisers Konstantin.
Hinter der Heilig-Kreuz-Kirche steht das imposante Rathausgebäude (Hôtel de ville), das im Jahr 1604 im Stil der rheinischen Renaissance aus Vogesensandstein errichtet wurde. Neben seiner Funktion als Verwaltungszentrum wurde es einst auch als Wohnsitz für den kaiserliche Vogt genutzt, dem direkten Vertreter des Kaisers auf dem Gebiet von Kaysersberg. Heute findet man hier die Büros des Rathauses von Kaysersberg sowie das Tourismusbüro.
Die Burg Kaysersberg
Über Kayserberg thront die gleichnamige Burg, die schon von Weitem gut erkennbar ist. Die kaiserliche Burg ist im Mittelalter entstanden (um 1200) – in erster Linie mit dem Zweck einer passiven und aktiven militärischen Verteidigungsfunktion. Dem Ort Kaysersberg kam zu dieser Zeit eine hohe strategische Bedeutung zu, denn so konnte das Weiss-Tal entlang der Vogesenstraße – der Verbindung zwischen dem Oberelsass und dem Herzogtum Lothringen – abgeriegelt werden.
Natürlich wollten wir es uns nicht nehmen lassen, die Burg zu besteigen und den Ausblick von oben auf die Stadt und die Umgebung zu genießen. Zur Burg führen drei verschiedene Wege, bei denen man für den Aufstieg zwischen 15 bis 20 Minuten benötigt. Zwei der Wege (gelb & blau markiert) führen u.a. auch über Treppenstufen; der dritte Weg (rot markiert) ist ebenerdig und damit auch für Familien mit Kindern gut geeignet. Hinter dem Rathaus beginnen zwei der Wege und so konnten wir direkt unsere kleine Wanderung starten. Kurze Zeit später sind wir dann auch schon an der mächtigen Burgruine angekommen, die sich auf einer Höhe von 295 Metern befindet.
Auf dem Burggelände ist der riesige zylindrische Bergfried mit seinen 4,42 Meter dicken Mauern und einem Durchmesser von 11 Metern besonders markant. Der Aufstieg auf die Spitze des Bergfrieds ist sehr lohnenswert. Nach etwa 100 Stufen konnten wir hier ein atemberaubendes Panorama über Kaysersberg und die umliegenden Weinberge genießen.
Wir haben einen wunderschönen Vormittag in diesem malerischen Städtchen verbracht und können einen Tagesausflug von Colmar aus sehr empfehlen. Idealerweise kommt man an einem Wochentag hier her, damit es etwas ruhiger und entspannter ist.
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