Gerade einmal sechs Kilometer westlich von Colmar entfernt liegt das kleine Städtchen Turckheim am Fuße des Vogesen-Gebirge, das hier eine maximale Höhe von 840 Metern erreicht. Im Gegensatz zu Colmar liegt Turckheim eher abseits der Touristenpfade – ist aber auf jeden Fall auch einen Besuch wert. Farbenfrohe Fachwerkhäuser, historische Stadttore und Stadtmauern, kopfsteingepflasterte Gassen und zahlreiche Weinberge zeichnen diese Stadt im Elsass aus. Wir nehmen Euch in unserem Reisebericht mit auf unseren Rundgang durch die liebenswerte kleine Altstadt von Turckheim.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wissenswertes über Turckheim im Elsass
Turckheim ist eine kleine Stadt mit etwa 3.800 Einwohnern und liegt im Département Haut-Rhin an der elsässischen Weinstraße. Die Stadt Colmar ist nur etwa sechs Kilometer entfernt.
Aufgrund der archäologischen Funde wird angenommen, dass die Umgebung von Turckheim bereits in der Römerzeit besiedelt war. Im Jahr 1312 wurde Turckheim eine freie Reichsstadt und im Jahr 1315 wurde mit dem Bau der Stadtmauer begonnen, die sich auch heute noch in einem ausgezeichneten Zustand befindet. 1354 verfügte die Stadt bereits über die Stadtprivilegien und das Recht, Märkte abzuhalten. Heute noch besitzt Turckheim viele Fachwerkhäuser, die typisch für das Elsass und einige deutsche und französische Regionen sind. Turckheims wirtschaftliche Basis beruht neben dem Tourismus auch auf einigen Weinkellereien, wie der Cave de Turckheim, die hervorragende Weine produzieren.
Eine Karte mit Rundweg durch die Altstadt
Die Stadt Turckheim kann man gut zu Fuß und auf eigene Faust erkunden. Alles ist recht kompakt und wir haben für unseren Rundgang durch die Altstadt etwa 2 Stunden benötigt. Eine kostenlose Karte mit allen Sehenswürdigkeiten und schönen Wanderwegen in den angrenzenden Weinbergen kann hier als .pdf Version heruntergeladen werden.
Die 3 Stadttore
Die ehemaligen Befestigungsanlagen der Altstadt von Turckheim wurden im 14. Jahrhundert in einer dreieckigen Form errichtet. Die Stadtmauer und der davor befindliche Graben wurde von drei Toren durchbrochen, die den Eintritt in die Stadt über Zugbrücken ermöglichten. Das zur Rheinebene weisende Porte de France ist der Haupteingang zur Stadt und nach Süden ausgerichtet. Das Porte du Brand im Osten hat seinen Namen von dem Hügel, der sie überragt, und das Porte de Munster ist nach Westen in Richtung des Münstertals ausgerichtet.
Heute kommt man über viele verschiedene Wege in die Altstadt. Aber am schönsten ist es natürlich immer noch, wenn man durch eines der drei alten Stadttore geht. Wir haben unseren Rundgang vom südlichen Haupttor “Porte de France” gestartet. Unser Auto konnten wir direkt daneben auf einem größeren Parkplatz auf dem Place de la Republique kostenfrei abstellen.
La Porte de France (Untertor): Das im Jahr 1330 erbaute Haupttor von Turckheim diente früher im Wesentlichen als Ort für den Warenhandel mit den “Fremden” – vor allem mit der Schweiz. Das Haupttor bestand aus einer Zugbrücke mit Gittern sowie zwei Torflügeln, die nachts mit dem Läuten der Abendglocken vom Nachtwächter geschlossen und morgens nach dem Läuten der Morgenglocken wieder geöffnet wurden. An Sonntagen blieb das Tor während der große Messe geschlossen.
La Porte de Munster (Obertor): Das Munster Tor wurde im 14. Jahrhundert errichtet und hat eine bewegende Geschichte hinter sich: Durch dieses Tor wurden die zum Tode Verurteilten und Gefolterten aus der Stadt zum Hinrichtungsort, der Wann, geführt. Zudem wurden hier in den Jahren von 1572 bis 1626 26 Hexen verbrannt. Neben dieser mörderischen Komponente in früheren Zeiten, gibt es aber auch noch andere Funktionen: Zum einen symbolisieren die Jakobsmuscheln, die auf den Turmfenstern zu erkennen sind, eine Etappe der Pilgertour nach Santiago de Compostela. Des Weiteren diente das Obertor auch zur Gewittermeldung, wie die Glocke im heute noch unzerstörten Glockentürmchen zeigt. Bis zum Jahr 1952 war der Turm übrigens bewohnt.
La Porte du Brand (Öltor): Von den drei Toren, die Turckheim umgeben, hatte das im Jahr 1377 fertiggestellte Brandner Tor die wichtigste Verteidigungsrolle. Dies zeigt seine massive Architektur (ohne jegliche Verzierung) sowie der gut erhaltene Graben. Das Tor bestand damals aus einem Gitter, einer Zugbrücke über dem Graben sowie zwei Torflügeln, die sonntags immer geschlossen waren.
Das Stadtzentrum – der Place Turenne
Wenn man die Altstadt von Turckheim über das Stadttor Porte de France betritt, kommt man ziemlich schnell zum ehemaligen Marktplatz, dem Place Turenne. Hier findet man viele schöne und sehr gut restaurierte Häuser, wie die Hauptwache (Corps de Garde), vor der ein sehenswerter Brunnen aus dem 18. Jahrhundert mit Marienfigur steht. Hier befindet sich auch die Touristinformation. Am Brunnen beginnt der Nachtwächter vom 1. Mai bis zum 31. Oktober jeden Abend um 22 Uhr seinen Rundgang. Der Beruf des Nachtwächters hat in Turckheim eine jahrhundertlange Tradition: Er war es, der den Bürgerinnen und Bürgern stets den Ratschlag “Han sori zu Fir und Liacht” (Habt Sorgen um Feuer und Licht) gab, um Brände zu vermeiden, die durch eine vergessene Kerze oder ein schlecht überwachtes Kaminfeuer ausgelöst werden können. Mit der zunehmenden Elektrisierung starb der Beruf des Nachtwächters allmählich aus. Im Jahr 1953 beschloss man, die Nachtwächter-Figur und seine Geschichten im Rahmen einer Nachtwächterführung wieder zum Leben zu erwecken – ganz zur Freude der Besucher.
Lässt man die Hauptwache rechterhand liegen gelangt man zu einem kleinen Stadtgarten, an dessen hinterem Ende sich das Rathaus (Hôtel de Ville) aus dem Jahr 1595 befindet. Besonders schön fanden wir den Renaissancegiebel und die mit Blumen geschmückten Fenster. Das Rathaus war früher der Gerichtssitz der alten Kaiserstadt. Leider sind der dazugehörige Stall und die Anbauten im Jahr 1860 zerstört worden. Bei einer späteren Restaurierung entdeckte man zwei gotische und eine romanische Mauer. Besonders beeindruckend ist auch das Gasthaus zu den zwei Schlüsseln (Hôtel des deux-clefs), das sich schräg gegenüber vom Rathaus befindet. Es besitzt einen mit geschnitzten Figuren verzierten Erker mit schönen Butzenscheibenfenstern, der auf einer steinernen Säule ruht.
Hinter dem Rathaus befindet sich direkt am Place de l’Église die Kirche St-Anne, die aus dem Jahr 1837 stammt. Sie wurde auf den Grundmauern einer alten Kapelle aus dem Jahr 1190 erbaut, von der man noch einige Reste erkennen kann.
Ein Rundgang durch die Altstadt
Vom Place Turenne sind wir dann den empfohlenen touristischen Rundgang durch die Altstadt gelaufen – genau so wie er auch auf dem Stadtplan beschrieben ist. Laut Karte hat der Entdeckungsrundgang eine Länge von 2 Kilometern und man benötigt etwa 50 Minuten dafür. Da wir aber an fast jeder Ecke stehen geblieben sind, hat es bei uns ein bisschen länger gedauert 😉 Es gibt hier einfach viel zu viele schöne alte Fachwerkhäuser und schmuckvolle Gassen zu sehen – und dementsprechend natürlich auch unzählige Fotomotive.
Als wir Turckheim an einem Wochentag besucht haben, war in dem Städtchen sehr wenig los, sodass wir sehr entspannt durch die Straßen schlendern konnten. Zu Peak-Zeiten oder während der Ferien ist hier aber sicherlich deutlich mehr los, sodass wir empfehlen am besten früh morgens oder spät am Nachmittag hier zu sein, um den Touristenmassen etwas zu entgehen.
Uns hat Turckheim sehr gut gefallen und wir empfehlen auf jeden Fall einen Tagsausflug von Colmar aus. Es lohnt sich!
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