Wernigerode, eine der beliebtesten Städte im Harz, hat für Besucher allerlei Sehenswertes zu bieten: einen historischen Stadtkern, aufwendig restaurierte und bunte Fachwerkhäuser sowie ein beeindruckendes Schloss. Bei einem Bummel durch die Stadt konnten wir die schönsten Sehenswürdigkeiten entdecken.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wissenswertes über Wernigerode
Wernigerode ist ein staatlich anerkannter Erholungsort an der Nordostflanke des Harzes und hat etwa 33.000 Einwohner. Ihren Beinamen „Die Bunte Stadt am Harz“, der auch heute noch das Stadtmotto ist, prägte der deutsche Schriftsteller Hermann Löns gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund der vielen farbenfrohen Häuser.
Touristen, die in Wernigerode übernachten, müssen eine Kurtaxe in Höhe von 2,80 EUR pro Person/Tag zahlen, um mit diesen Geldern die Aufwände, die dem Tourismus dienen, zu decken. Im Gegenzug bekommt man als Gast das Heft „Wernigerode Ticket“, in dem man jede Menge Coupons und Rabatte für Attraktionen und Sehenswürdigkeiten findet. Zudem kann man damit auch Busse und Straßenbahnen im Landkreis Harz kostenfrei nutzen.
Die Sehenswürdigkeiten in Wernigerode
Für die Erkundung von Wernigerode und der Umgebung haben wir uns ein paar Tage Zeit genommen und uns für drei Nächte im Regiohotel Schanzenhaus einquartiert. Das Hotel liegt zwar nicht im Zentrum von Wernigerode, dafür ist es ruhig gelegen, bietet kostenfreie Parkplätze und ein super Preis-Leistungs-Verhältnis. Startpunkt unseres Stadtspaziergangs durch Wernigerode war der Parkplatz Anger/Schloß (Link in Google Maps), wo wir unser Auto abgestellt haben. Von hier sind es nur wenige Minuten zu Fuß, bis man die Breite Straße und damit die Innenstadt erreicht.
Der Marktplatz, das Rathaus & Gothisches Haus
Zentrum der Altstadt ist der historische Marktplatz mit dem malerischen Rathaus, das im Jahr 1277 erstmals als Spiel- und Gerichtshaus erwähnt wurde. Da das alte Rathaus damals im Jahr 1528 aufgrund eines Stadtbrandes zerstört wurde, baute man das einstige Spielhaus zum heutigen Rathaus um und zog dort 1544 mit der Stadtverwaltung ein. Es lohnt sich auch ein Blick hinter das Rathaus, denn hier befindet sich eine sehr schöne Blumenuhr.
Ein weiterer Blickfang auf dem Marktplatz ist der hübsch verzierte Wohltäterbrunnen, der im Jahr 1848 hier seinen Platz gefunden hat. Wer genau hinschaut, erkennt am oberen und mittleren Beckenrand goldene Wappenschilder mit Namen von Menschen, die sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben. Das denkmalgeschützte Gothische Haus befindet sich auf der Westseite des Marktplatzes. Das Fachwerkhaus wurde im Jahr 1360 erstmals urkundlich erwähnt und beherbergt heute ein Hotel.
Das Schiefe Haus
Wenige Meter vom Marktplatz entfernt befindet sich das Schiefe Haus an der Klintgasse. Auf dieser kleinen Anhöhe („Klint“) wurde Wernigerode vor rund 1.000 Jahren gegründet. Einst eine Tuchfabrik, kann man in dem heutigen Museum für gerade mal 1 EUR pro Person ein Stück lokale Geschichte erfahren. An der Stelle einer alten Mühle wurde das Haus im Jahr 1680 als Walkmühle für die Tuchmacher errichtet. Später wurde das Gebäude als Mehl-Mühle und Wohnhaus genutzt.
Das Besondere an dem Haus ist sein sehr sichtbarer Neigungswinkel. Mit einer Neigung von 7 Grad ist das Haus doppelt so schief wie der berühmte Turm in Pisa. Hintergrund für die Neigung ist die Strömung des damals noch offenen Mühlgrabens, der die Grundmauern des Gebäudes umspülte und sich daraufhin die Ostfassade absenkte.
Die bunten Fachwerkhäuser im Heideviertel
In der Altstadt von Wernigerode gibt es unglaublich viele schöne Fachwerkhäuser. Gerade im Heideviertel, das sich rund um die Hinterstraße, Mittelstraße und Heidestraße befindet, stehen einige der ältesten Fachwerkhäuser von Wernigerode, wie z.B. das „Älteste Haus“ in der Hinterstraße 48, das um 1400 entstand und – wie andere Häuser in diesem Viertel auch – vom großen Stadtbrand im Jahr 1847 weitestgehend verschont geblieben ist. Vor dem „Alten Haus“ befindet sich ein kleiner Platz mit einem mehr als 500 Jahre alten Brunnen, der 1998 freigelegt und neu eingefasst wurde.
Ein Spaziergang durch das Heideviertel lohnt sich sehr, denn durch die alten Fachwerkfassaden und die kopfsteingepflasterten Straßen versprüht das Viertel einen ganz besonderen Charme.
Ein Dampflokparadies am Bahnhof in Wernigerode
Am Bahnhof in Wernigerode erwartet einen das “Dampflokparadies”. Hier gibt es eine tolle Besucherplattform, von der man einen Blick auf das Bahnhofsgelände der Harzer Schmalspurbahnen werfen kann. Wenn man Glück hat, sieht man wie die Mitarbeiter fleißig „ihre“ rund 700 PS starken Dampfloks putzen und auf Hochglanz bringen, bevor sie den Bahnhof mit einem tösenden Geräusch und viel Dampf verlassen.
Das Schloss Wernigerode
Von der Altstadt aus erreicht man das neugotische Wernigeröder Schloss über einen Spaziergang oder mit der Wernigeröder Schlossbahn. Wir haben uns für die aktive Variante entschieden und sind über die kleine Parkanlage an der Stadtmauer, die sich am Burgberg befindet, hoch zum Schloss gelaufen. Für den Aufstieg haben wir etwa 25 Minuten gebraucht.
Das Wernigeröder Schloss thront hoch über der Stadt und ist schon aus der Ferne sehr gut zu erkennen.
Im Jahr 1213 wurde das Schloss erstmals als „castrum“ erwähnt. Ursprünglich war das heutige Schloss eine mittelalterliche Höhenburg, die im Laufe der Jahrhunderte tiefgreifende Veränderungen miterlebt hat. Der 30-jährige Krieg verwüstete die Burg sehr, sodass man im 17. Jahrhundert die noch verbliebenen Burgreste zu einem romantischen Residenzschloss umbaute. In den Jahren zwischen 1862 und 1885 fand ein großer historischer Umbau des Schlosses statt, der dazu führte, dass das Schloss zu einem Leitbau des norddeutschen Historismus wurde.
Das Gelände des Schlosses ist frei zugänglich und sehr schön angelegt. Vor der Hauptfassade befindet sich ein großer Platz mit liebevoll angelegten Blumenbeeten, Sitzmöglichkeiten und einem Springbrunnen (inklusive dem Froschkönig 😉). Von hier hat man einen fantastischen Blick auf Wernigerode und die Umgebung.
Da wir uns gerne auch das Innere des Schlosses anschauen wollten, haben wir uns zwei Eintrittskarten zu je 7 EUR pro Person gekauft. Es gibt insgesamt zwei Rundgänge durch knapp 50 Räume, die interessante Einblicke in die Wohnkultur des deutschen Hochadels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geben.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt
Wernigerode hat neben dem Marktplatz, dem Heideviertel und dem Schloss noch viele andere Sehenswürdigkeiten zu bieten:
Das Krummelsche Haus ist ein eindrucksvolles, denkmalgeschütztes Kaufmannshaus in der Breiten Straße mit einer kunstvoll geschnitzten Holzfassade. Das barocke Fachwerkhaus wurde im Jahr 1674 errichtet und wurde nach seinem Bauherrn, dem Kornhändler Henricus Krummel, benannt.
Absolut sehenswert ist das „Kleinste Haus“ in der Kochstraße 43, das man sich für 1 EUR pro Person anschauen kann. Das Haus stammt aus dem Jahr 1792 und wurde im barocken Fachwerkstil erbaut. Die damaligen Bauherren zwängten das Haus in eine 2,95 m breite Baulücke zwischen zwei bestehende Häuser und sparten sich somit die Seitengiebel. Betritt man das Haus, muss man erst einmal den Kopf einziehen, denn die Eingangstür hat nur eine Höhe von 1,70 m. Beim Rundgang durch das knapp 30 m² große Haus konnten wir einen kleinen Einblick in die früheren Wohnverhältnisse erhalten. Unvorstellbar, dass das Haus bis 1976 als Wohnhaus diente und hier (angeblich) bis zu 11 Personen gleichzeitig drin gewohnt haben sollen.
Einer der wichtigsten historischen Plätze von Wernigerode ist der Oberpfarrkirchhof, der sich hinter dem Rathaus befindet. Hier befindet sich die St.-Sylvestri-Kirche, die früher als Oberpfarrkirche von Wernigerode diente. Am Oberpfarrkirchhof befinden sich viele denkmalgeschützte Häuser, wie z.B. das Gadenstedtsche Haus. Eine der schmalsten Gassen von Wernigerode ist wohl das Demutsgässchen, das eigentlich eher ein schmaler Hausdurchgang ist und auf kürzestem Weg den Oberpfarrkirchhof mit der Stadtmauer und dem Westerntorturm verbindet.
Wer Baumkuchen liebt, sollte sich einen Besuch im Harzer Baumkuchenhaus nicht entgehen lassen. Zum einen ist das Gebäude schon eine echte Augenweide und zum anderen kann man hier genüsslich Kaffee- und Baumkuchenspezialitäten genießen.
Rund um Wernigerode gibt es noch weitere Aktivitäten bzw. sehenswerte Orte, die wir zeitlich leider nicht geschafft haben. Dazu gehören beispielsweise der Wernigeröder Märchenweg, der Wildpark Christianental oder der Miniaturenpark, in dem mehr als 60 Harzer Sehenswürdigkeiten zu sehen sind.
Eine Karte von Wernigerode mit allen Sehenswürdigkeiten
Auf folgender Google MyMaps Karte haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Wernigerode eingezeichnet.
Unsere Reiseberichte aus dem Harz
Eine Woche lang waren wir im Harz unterwegs und haben dabei viel Sehenswertes erkundet und Neues entdeckt: Historische Stadtkerne in Wernigerode und Quedlinburg, bunte Fachwerkhäuser, beeindruckende Schlösser, Deutschlands längste Hängebrücke ihrer Art, viel Natur und wunderschöne Wanderwege, fantastische Ausblicke, eine erlebnisreiche Fahrt mit der Brockenbahn und vieles mehr. Der Harz ist mit seinen unendlichen Ausflugszielen eine vielfältige und interessante Region, die uns sehr begeistert hat.» Wernigerode – Sehenswürdigkeiten der bunten Stadt am Harz
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