Auf unseren heutigen Ausflug hatten wir uns im Vorfeld schon sehr gefreut, denn es ging einerseits mit der Hängeseilbrücke Titan-RT hoch hinaus aber andererseits mit der Hermannshöhle auch tief hinein in das Herz der Harzer Berge.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Die Rappbode-Talsperre
Unser erster Anlaufpunkt war die Rappbode-Talsperre, die im Stadtgebiet von Oberharz am Brocken liegt. Die Stauanlage wurde in den Jahren 1952 bis 1959 errichtet und besteht aus einer Talsperre, einem Wasserwerk, einem Wasserkraftwerk und dem 3,9 km² großen Rappbodestausee. Mit 106 m Höhe hat sie die höchste Staumauer Deutschlands und zählt zu den beiden größten Trinkwassertalsperren Deutschlands.
Über die Talsperre führt sowohl eine Landstraße als auch ein Fußgängerweg. Die Überquerung zu Fuß lohnt sich allemal, weil man auf der einen Seite einen fantastischen Blick auf den Rappbodestausee hat und auf der anderen Seite auf die Hängebrücke Titan-RT und den Stausee der Talsperre Wendefurth.
Die Hängebrücke Titan-RT
Etwa 50 m parallel von der Rappbodetalsperre entfernt, befindet sich die im Jahr 2017 eröffnete Fußgängerhängebrücke Titan-RT. Die Brücke spannt sich mit unfassbaren 458 m über das Rappbodetal und hängt in 100 m Höhe über dem Stausee der Talsperre Wendefurth. Damit ist sie die längste Hängeseilbrücke in Deutschland und eine der größten ihrer Art weltweit. Adrenalin garantiert! Schwindelfrei sollte man aber auch sein 😉
Unser Auto haben wir auf dem Parkplatz P1 hinter dem Tunnel der Staumauer abgestellt (Link in Google Maps). Dieser Parkplatz ist der direkte Parkplatz an der Rappbodetalsperre und von hier ist die Hängebrücke auf dem kürzesten Weg erreichbar. Die Parkgebühren betragen für bis zu 3 Stunden 2 EUR und für ein Tagesticket bezahlt man 4 EUR. Eintrittstickets für die Hängebrücke kann man sich entweder an den Ticketautomaten an den Brückenportalen holen oder ganz einfach im Besucherzentrum, das sich am Parkplatz P1 befindet. Der Eintritt kostet 6 EUR pro Person (Stand: Juli 2020).
Da wir zu Zeiten der Corona-Pandemie an der Titan-RT waren, gab es bestimmte Auflagen – nur so kann gewährleistet werden, dass die Besuche unter der Einhaltung von Schutz- und Hygieneregeln stattfinden. Zum einen sind die Öffnungszeiten von ehemals 8 bis 22 Uhr auf „nur noch“ 9 bis 18 Uhr reduziert worden. Und zum anderen wurde ein Einbahnstraßensystem eingeführt, d.h. die Brücke wird über das Nordportal betreten und über das Südportal verlassen. Vor Corona konnte man beide Portale als Ein- und Ausgang benutzen.
Nachdem wir uns unsere Tickets im Besucherzentrum geholt hatten, sind wir zu Fuß zum Nordportal gelaufen – vom Parkplatz aus benötigt man dafür keine 5 Minuten. Da wir am späten Nachmittag an der Brücke waren, war zum Glück nicht ganz so viel los, sodass wir langsam über die Brücke laufen und in Ruhe viele Fotos machen konnten.
Zwischendurch mussten wir uns immer mal wieder festhalten, weil es doch ein bisschen gewackelt hat. Aber das macht uns zum Glück überhaupt nichts aus. Es lohnt sich, auch ab und an mal stehen zu bleiben und den Ausblick in die Umgebung zu genießen: rechterhand sieht man dabei die majestätische Staumauer der Rappbode-Talsperre und linkerhand den Stausee der Talsperre Wendefurth. Ein grandioses Panoroma – insbesondere bei dem perfekten Wetter, das wir hatten!
Nachdem wir die Brücke über das Südportal verlassen haben, sind wir ganz entspannt über die Staumauer der Rappbode-Talsperre zurück zum Parkplatz gelaufen. Am besten biegt man vor dem Tunnel rechts auf den kleinen Wanderweg ab und läuft nicht durch den Tunnel zurück, denn von dem Wanderweg bietet sich noch einmal ein toller Blick auf das Rappbodetal.
Wem der Fußweg über die Titan-RT nicht reicht und wer noch den extra Adrenalinkick sucht, hat verschiedene weitere Möglichkeiten, seinen Puls etwas nach oben zu treiben:
In der Mitte der Brücke gibt es die Möglichkeit allein oder zu zweit im Tandem, per Gigaswing einen 75 Meter tiefen Pendelsprung zu erleben. Beim Wallrunning läuft man 43 m kopfüber an der Staumauer der Wendefurth-Talsperre in die Tiefe. Mit der 1.000 m langen Megazipline gibt es an der Rappbode-Talsperre die längste Doppelseilrutsche Europas. Mit bis zu 85 kmh Geschwindigkeit saust man hier etwa 120 m über den Abgrund bis zum Zielpunkt.Die Tropfsteinhöhle Hermannshöhle
Nur 5 km von der Titan-RT entfernt befinden sich die beiden Rübeländer Tropfsteinhöhlen, die wir uns auch unbedingt anschauen wollten.
Wissenswertes über die Tropfsteinhöhlen Rübeland
Die Tropfsteinhöhlen Rübeland, bestehend aus der Baumannshöhle und der Hermannshöhle, befinden sich in der Ortschaft Rübeland, etwa 15 km von Wernigerode entfernt. Beide Höhlen gehören zu den ältesten und bekanntesten Schauhöhlen Deutschlands und sind als geologische Naturdenkmale einzigartig.
Die Baumannshöhle gilt mit ihrer zufälligen Entdeckung im 16. Jahrhundert als die älteste Schauhöhle Deutschlands und bietet seit 1646 organisierte Höhlenführungen an. Sie verfügt mit dem imposanten Goethesaal – benannt nach ihrem bekanntesten Besucher Johann Wolfgang von Goethe – über Deutschlands schönste Naturbühne unter Tage, auf der regelmäßig Konzerte und Theateraufführungen stattfinden. Die Hermannshöhle ist nur etwa 300 m von der Baumannshöhle entfernt und wurde im 19. Jahrhundert zufällig bei Straßenbauarbeiten entdeckt. Sie beeindruckt mit ihrer Kristallkammer, bis zu 50 m hohen Hohlräumen sowie Deutschlands einzigen Grottenolmen.
Eigentlich wollten wir gerne beide Höhlen besuchen, aber leider hatte die Baumannshöhle aufgrund der Corona-Pandemie noch geschlossen. Umso erfreuter waren wir, dass die Hermannshöhle für Besucher wieder zugänglich war.
Rundgang durch die Hermannshöhle
Geparkt haben wir auf einem kostenpflichtigen Parkplatz nahe der Höhle. Hier gab es am Ticketautomaten ein 2,5-stündiges Höhlenticket, das von der Zeit her auch vollkommen ausreicht. Der Eingang zur Höhle befindet sich direkt an der Blankenburger Straße. Als wir unsere Tickets hatten, haben wir uns noch die wichtigsten Informationen für den Zutritt zur Höhle durchgelesen, bevor wir unseren Rundgang begonnen haben. Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Betreiber der Hermannshöhle ein neues Konzept für den Zutritt zur Höhle überlegt, um alle Abstands- und Hygienevorschriften bestmöglich einhalten zu können:
Die Höhle kann nur ohne Führung besichtigt werden, d.h. man läuft alleine durch. Vor Corona war die Höhle nur über einen geführten Rundgang betretbar. Es wird ein reduzierter Ticketpreis in Höhe von 6 EUR pro Person für die Besichtigung der Höhle angeboten. Tickets kann man an der Tageskasse oder online erwerben. Das Betreten der Höhle ist nur mit einem Mund-Nase-Schutz erlaubt, den man die ganze Zeit tragen muss. Es gibt in der Höhle erstmals zwei Fotopunkte, an denen das Fotografieren gestattet ist. Ansonsten herrscht in der kompletten Höhle Foto- und Videoverbot! In regelmäßigen Abständen sind Mitarbeiter in der Höhle platziert, die auf die Einhaltung der Abstandsregeln achten und ggf. Hinweise geben.Als wir die Höhle betreten haben, ist uns direkt der Temperaturunterschied im Vergleich zu draußen aufgefallen: in der Höhle herrscht ganzjährig eine Temperatur zwischen 8° und 9°C, sodass warme Kleidung auf jeden Fall sehr empfehlenswert ist. Da man auch mehrere Stufen in der Höhle läuft und der Boden teilweise nass ist, ist festes Schuhwerk (statt Sandalen oder Flip-Flops) ratsam.
Unser individueller Rundgang durch die Hermannshöhle hat uns sehr gut gefallen. Wir konnten viele Tropfsteine entdecken, sowohl Stalaktiten und Stalagmiten als auch Stalagnate. Teilweise waren die Hohlräume bis zu 50 m hoch, was sehr beeindruckend war. Das absolute Highlight war für uns die funkelnde Kristallkammer, die aufgrund der an dieser Stelle gehäuft vorkommenden Calzit-Kristalle entstanden ist. Über einen schmalen Gang konnte man linkerhand und rechterhand kristallartige Tropfsteine sehen, die skurrile Formen und Figuren angenommen haben. Ein Gebilde sah beispielsweise so aus wie die Kalksinterterrassen in Pamukkale. Eine weitere „Attraktion“ in der Hermannshöhle ist der Olmensee, in dem Deutschlands einzige Grottenolme leben. Da sich diese bei unserem Besuch gerade in der Paarungs- und Brutzeit befunden haben und man die Tiere nicht stören wollte, war der See nicht beleuchtet, sodass wir leider keine Grottenolme sehen konnten. Für unseren Rundgang haben wir etwa 45 Minuten benötigt.
Gerne hätten wir uns an der ein oder anderen Stelle mehr Zeit gelassen, wurden dann aber von Mitarbeitern darauf hingewiesen, dass wir – aufgrund der Abstandsregelung – zügig weiter gehen sollen.
Der Königshütter Wasserfall
Von der Hermannshöhle lohnt sich ein kurzer Abstecher zum 9 km entfernten Königshütter Wasserfall, der im Zusammenhang mit einem ehemaligen Steinbruch im Jahr 1994 künstlich entstanden ist. Über eine Felskante stürzt sich der Wasserfall aus einer Höhe von etwa 12 m in die Tiefe – normalerweise mit einer eher geringen Wassermenge. Da es an dem Tag unseres Besuchs viel geregnet hatte, war etwas mehr Wasser vorhanden. Direkt unterhalb des Wasserfalls befindet sich eine kleine Grünanlage mit einem Rast- und Grillplatz.
Der Blaue See
Auf den Besuch des Blauen Sees, der nur 3 km von den Rübeländer Tropfsteinhöhlen entfernt ist, hatten wir uns im Vorfeld eigentlich sehr gefreut, denn wir hatten im Internet schon viele Bilder des leuchtend blauen Sees gesehen, der aufgrund der Stilllegung eines Steinbruchs künstlich entstanden ist.
Als wir an dem See angekommen sind, waren wir allerdings sehr enttäuscht: Der See glich einem Tümpel mit extrem wenig Wasser und überhaupt keiner blauen Farbe. Wie schade!
Wir haben dann im Nachgang mal recherchiert, woran das liegt und haben Folgendes herausgefunden: Der See wird durch mehrere Karstquellen gespeist und ist übersättigt an Calcium, das Schwebstoffe und Algen zu Boden sinken lässt. Aufgrund dieses Naturphänomens und des sauberen Wassers leuchtet der See im Frühjahr azurblau. Aber leider tatsächlich nur zu dieser Zeit! Denn im Sommer färbt sich das Wasser grün, weil die Schwebstoffe und Algen – u.a. aufgrund der Badegäste – wieder zunehmen. Im Spätsommer und Herbst versickert das Wasser und im Winter kann es sogar bis zum Austrocknen kommen, bevor der Kreislauf dann im Frühjahr wieder neu startet.
Daher unser Tipp: Besucht den See am besten im Frühjahr, alles andere macht leider wenig Sinn.
Unsere Reiseberichte aus dem Harz
Eine Woche lang waren wir im Harz unterwegs und haben dabei viel Sehenswertes erkundet und Neues entdeckt: Historische Stadtkerne in Wernigerode und Quedlinburg, bunte Fachwerkhäuser, beeindruckende Schlösser, Deutschlands längste Hängebrücke ihrer Art, viel Natur und wunderschöne Wanderwege, fantastische Ausblicke, eine erlebnisreiche Fahrt mit der Brockenbahn und vieles mehr. Der Harz ist mit seinen unendlichen Ausflugszielen eine vielfältige und interessante Region, die uns sehr begeistert hat.» Wernigerode – Sehenswürdigkeiten der bunten Stadt am Harz
» Brockenbahn – Eine Fahrt mit der Dampflok zum Brocken
» Die Hängeseilbrücke Titan-RT & die Hermannshöhle
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