Während eines Kurzurlaubs an der Ostsee haben wir die beiden Städte Wismar und Lübeck besucht. Die beiden Städte hatten wir schon lange auf unserer „Deutschland Bucketlist“, da Wismar genauso wie Lübeck und Stralsund als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. So haben wir an einem Samstag einen Rundgang durch die Hansestadt gemacht, um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten abzulaufen.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wissenswertes über die Hansestadt Wismar
Eingebettet in die Küstenlandschaft der Ostsee im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern liegt die alte Hansestadt Wismar. Mit rund 42.000 Einwohnern wirkt sie angenehm überschaubar und gleichzeitig lebendig – perfekt für Reisende, die maritimes Flair mit kulturellen Highlights verbinden möchten. Wismar gehört zur Metropolregion Hamburg und ist mit dem Zug oder Auto gut erreichbar. Wir haben unser Auto auf einem kostenlosen Parkplatz am Weidendamm geparkt (Lage in Google Maps) und sind von dort in wenigen Minuten zu Fuß in die Altstadt gelaufen.
Wismar wurde im Jahr 1229 erstmals urkundlich erwähnt und spielte in seiner Geschichte als Hansestadt eine bedeutende Rolle im Ostseehandel. Noch heute erzählen mächtige Backsteinkirchen wie St. Nikolai, St. Marien und St. Georgen von dieser Epoche. Besonders beeindruckend ist die St.-Georgen-Kirche, die nach aufwändiger Restaurierung seit 2010 wieder Besucher empfängt – inklusive Panoramablick vom Turm. Der Alte Hafen ist ein weiteres Highlight: Hier schaukeln historische Segler neben Fischkuttern, von denen täglich fangfrischer Fisch verkauft wird. Und auf dem Marktplatz thront die beeindruckende Wismarer Wasserkunst, ein kunstvoll verzierter Renaissance-Brunnen, der einst die Wasserversorgung der Stadt sicherte.
Touristeninformation, Welt-Erbe-Haus & UNESCO-Auszeichnung für Wismar
Wenn wir Städte erkunden ist unser erster Anlaufpunkt meistens die Touristeninformation. Hier versuchen wir uns erst einmal einen Stadtplan zu besorgen, um uns einen ersten Überblick über die Größe der Stadt und die Anzahl der Sehenswürdigkeiten zu verschaffen. Oftmals sind in den Stadtplänen auch bereits Rundwege eingezeichnet, die an den schönsten und interessantesten Wahrzeichen der Stadt vorbei führen. Im Wismarer Stadtplan gibt es beispielsweise einen rot gekennzeichneten Welterbe-Lehrpfad, der quer durch die Stadt führt.
Direkt neben der Wismarer Touristeninformation haben wir das sogenannte Welt-Erbe-Haus entdeckt, das sich in einem restaurierten Kaufmannshaus aus dem 14. Jahrhundert in der Lübsche Straße 14 befindet. Das Museum ist kostenfrei zugänglich und beherbergt seit Juni 2014 eine 400 m² große Ausstellung zum UNESCO-Welterbe der Hansestadt. Hier erfährt man viel Wissenswertes zur Geschichte Wismars und zur Bedeutung des Welterbestatus. Ein Stadtgrundriss im Boden, interaktive Elemente und Hörstationen machen die mittelalterliche Stadtstruktur und den einstigen Reichtum durch Handel erlebbar.
Wismar hat übrigens nicht wegen einer einzigen Sehenswürdigkeit den Welterbestatus, sondern weil die Stadt ein herausragendes Beispiel für eine vollständig erhaltene hansestädtische Stadtanlage des späten Mittelalters ist. Die Altstadt von Wismar bewahrte den ursprünglichen Grundriss, viele historische Gebäude sowie bedeutende Zeugnisse der Backsteingotik, darunter die Kirchen St. Georgen, St. Marien und St. Nikolai. Zusammen mit der 140 km entfernten Stadt Stralsund wurde Wismar 2002 mit dem Titel „Historische Alstädte von Stralsund und Wismar“ in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen, da beide Städte beispielhaft die kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit der Hanse dokumentieren.
Sehenswürdigkeiten in Wismar
Marktplatz & die Wismarer Wasserkunst
Vom Welt-Erbe-Haus sind wir die Lübsche Straße weiter Richtung Innenstadt gelaufen: Es ging über Kopfsteinpflaster und an Giebelhäusern entlang, bis wir auf den großzügig gestalteten Marktplatz gestoßen sind. Hier herrschte gerade ein reges Markttreiben. Wir haben uns hier eine leckere Bratwurst gekauft und sind ein wenig durch die Reihen geschlendert. Die Auswahl reicht von saisonalem Gemüse über Käse aus der Region bis zu Honig, Wurst und Selbstgemachtem aus kleinen Manufakturen. Besonders schön: Viele Händler kommen direkt vom Land oder von der Küste rund um Wismar.
Der Marktplatz ist wirklich riesig und gehört zu den größten Marktplätzen Norddeutschlands. Er ist von wunderschönen Bürgerhäusern umgeben, die in typischer Backsteingotik und mit klassizistischen Fassaden gestaltet sind. Eines der markantesten Gebäude am Platz ist der Alte Schwede, in dem sich heute ein Restaurant befindet. Schon der Name weckt Neugier – und tatsächlich ist es eines der ältesten Bürgerhäuser Wismars, erbaut im Jahr 1380. Die gotische Backsteinfassade mit ihren Treppengiebeln und den kleinen Details hat uns richtig gut gefallen.
Direkt gegenüber befindet sich die Weimarer Wasserkunst, die einst ein technisches Meisterwerk war: Im 17. Jahrhundert versorgte sie Wismar mit frischem Trinkwasser. Heute ist sie mit ihrer kupfernen Haube und ihren filigranen Verzierungen ein beliebtes Fotomotiv. Auf der Nordseite des Marktplatzes liegt das 1819 erbaute Wismarer Rathaus, das auf den Resten eines im Jahre 1319 entstandenen Gebäudes errichtet wurde. Von außen wirkt es fast unscheinbar – weiß verputzt und mit klassizistischer Fassade.
Nikolaikirche
Die Nikolaikirche in Wismar ist ein beeindruckendes Beispiel norddeutscher Backsteingotik und wurde zwischen 1381 und 1487 als Kirche für Seefahrer und Fischer errichtet. Mit ihrem 37 Meter hohen Mittelschiff zählt sie zu den höchsten Kirchenräumen Deutschlands und ist nach der Marienkirche in Lübeck das zweithöchste Gewölbe im Backsteingotik-Stil. Die Kirche ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes der Altstadt von Wismar und blieb im Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt, was sie zu einem der am besten erhaltenen mittelalterlichen Sakralbauten der Region macht.
Besonders beeindruckend ist die Innenausstattung der Nikolaikirche, die Werke aus verschiedenen Epochen umfasst. Dazu gehören ein monumentales Flügelaltarretabel aus dem 15. Jahrhundert, das ursprünglich aus der Georgenkirche stammt, sowie ein barocker Hochaltar von 1774. Die Kirche beherbergt zudem zwei Taufbecken: eines aus Granit aus dem 13. Jahrhundert und ein bronzenes Becken von etwa 1335, das von drei knienden Jünglingen getragen wird.
Rundgang durch die Altstadt
Der historische Stadtkern zählt nicht umsonst zum UNESCO-Welterbe – ein Spaziergang hier ist wie eine Zeitreise in die Blütezeit der Hanse. Überall sieht man schöne Fotomotive, farbenfrohe Häuser und verwinkelte Gassen. Hier findet man auch die Grube, ein künstlich angelegter Wasserlauf aus dem 13. Jahrhundert, und gilt als der letzte erhaltene mittelalterliche Stadtkanal in einer norddeutschen Altstadt. Die Grube verbindet den Mühlenteich mit dem Alten Hafen und durchquert dabei die historische Innenstadt auf einer Länge von etwa zwei Kilometern. In der Innenstadt unterteilt sich die Grube, der Fließrichtung folgend, in die Abschnitte Mühlengrube, Frische Grube und Runde Grube. Die parallel zum Wasserlauf führenden Straßen sind nach den Abschnitten benannt.
Ursprünglich diente die Grube der Wasserversorgung, dem Antrieb von Mühlen und als Transportweg für Waren wie Getreide und Salz. Bei Bränden konnte sie zudem als Löschwasserreservoir genutzt werden, indem der Abfluss durch eiserne Tore gestaut wurde. Heute ist die Grube ein malerischer Ort, der Besucher mit seinem historischen Flair begeistert. Entlang des Wasserlaufs befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude, darunter die Alte Stadtmühle, das Schabbellhaus und das sogenannte Gewölbe – ein Fachwerkhaus, das die Runde Grube überspannt.
Richtig gut gefallen haben uns auch die blühenden japanischen Kirschbäume in der Claus-Jesup-Straße. Die Straße selbst war einst als „Faule Grube“ bekannt – ein Hinweis auf den offenen Wasserlauf, der durch sie floss und als Abwasserkanal diente. Archäologische Funde belegen mittelalterliche Uferbefestigungen und ein Pflaster aus dem 14. Jahrhundert. Auch die Krämerstarße, die Haupt-Einkaufsstrasse in Wismar, hat uns richtig gut gefallen.
Alten Hafen
Der Alte Hafen in Wismar geht auf eine natürliche Ostseebucht zurück. Er ist das maritime Herz der Hansestadt und ein lebendiges Relikt ihrer langen Handelstradition. Bereits im Mittelalter war der Hafen ein bedeutender Umschlagplatz für Waren wie Salz, Holz und Getreide, die von hier aus in andere Hansestädte oder nach Skandinavien verschifft wurden. Bis heute prägt der Hafen das Stadtbild mit seinen restaurierten Lagerhäusern, historischen Kränen und der Backsteinarchitektur.
Entlang der Promenade laden Fischstände, Cafés und Restaurants zum Verweilen ein – oft mit fangfrischem Fisch direkt vom Kutter. Dementsprechend lang waren die Schlangen zur Mittagszeit 🙂 Im Sommer finden hier regelmäßig Veranstaltungen wie Hafenfeste, Märkte oder Konzerte statt.
Für uns das schönste Fotomotiv in Wismar war das Gewölbe. Das Gewölbe ist ein bemerkenswertes Beispiel norddeutscher Fachwerkarchitektur und ein bedeutendes kulturhistorisches Denkmal. Es befindet sich in der Runden Grube 4, direkt am Alten Hafen, und wurde Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet. Das zweigeschossige Fachwerkhaus steht auf zwei tonnengewölbten Brückenjochen, unter denen die Runde Grube hindurchfließt. Diese Bauweise ist einzigartig in Wismar und unterstreicht die enge Verbindung zwischen Stadtarchitektur und Wasserwegen. Ursprünglich war das Gebäude in die Stadtbefestigung integriert und diente verschiedenen Zwecken, darunter als Kontrollpunkt für angelieferte Weine durch die sogenannten Weinherren im 17. und 18. Jahrhundert. Später wurde es als Fisch- und Aalräucherei genutzt.
Heute ist das Gewölbe ein restauriertes Einzeldenkmal, das die historische Atmosphäre der Hansestadt Wismar bewahrt. Nach umfassenden Renovierungsarbeiten beherbergt es nun drei Ferienwohnungen, die Besuchern einen authentischen Aufenthalt in unmittelbarer Nähe zum Alten Hafen ermöglichen.
Unser Tagesbesuch in Wismar hat uns richtig gut gefallen. Wismar ist wirklich eine schöne Stadt mit vielen interessanten Fotomotiven 🙂