3 Tage haben wir im schönen Siegerland verbracht, um einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Region im Rothaargebirge zu erkunden. Angefangen von der Fachwerkstatt Freudenberg, der namensgebenden Großstadt Siegen, weiter ins beschauliche Bad Berleburg und hinaus in die Natur zur Wisent-Wildnis und der Hängeseilbrücke Kühhude am Wanderweg Rothaarsteig.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wissenswertes über das Siegerland
Das historische Siegerland umfasst den Altkreis Siegen des heutigen Kreises Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen. Der Landkreis entstand zum 1. Januar 1975 als Rechtsnachfolger der zuvor eigenständigen Kreise Siegen und Wittgenstein und umfasst Städte wie Bad Berleburg, Hilchenbach, Neunkirchen, Burbach, Erndtebrück, Wilnsdorf, Netphen, Kreuztal und Freudenberg. In der Region, die sich über insgesamt 650 Quadratkilometer erstreckt, leben zusammengenommen ca. 240.000 Einwohner.
Im Norden grenzt der Kreis Siegen-Wittgenstein an das Sauerland, im Westen ans Bergische Land und im Süden an den Westerwald. Seit 2015 findet man hier den 3826 km² großen Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, der neben dem Südosten des Sauerlandes, dem Großteil des Wittgensteiner Landes auch den äußersten Osten des Siegerlandes und den äußersten Nordwesten des hessischen Hinterlandes umfasst.
Die Fachwerkstadt Freudenberg
Eine der meist fotografiertesten Sehenswürdigkeiten im Kreis Siegen-Wittgenstein ist die Fachwerkstadt Freudenberg. Bekannt ist die Stadt vor allem durch ihr einzigartiges, beinahe geschlossenes Fachwerkensemble. Im alten Ortskern, der auch “Alter Flecken” genannt wird, reihen sich heute noch über 80 schwarz-weiße Fachwerkhäuser dicht an dicht und bilden so eine beeindruckende Kulisse. Nachdem die Stadt im 17. Jahrhundert zum zweiten Mal abbrannte und die Bürger ihre Häuser neu aufbauten, wurden diese alle giebelständig zu den Straßen errichtet. Das so entstandene charakteristische Erscheinungsbild ist heute ein perfektes Postkartenmotiv.
Unseren ausführlichen Reisebericht zu Freudenberg mit vielen weiteren Bildern findet Ihr hier.
Die Stadt Siegen
Die Großstadt im Siegerland besticht durch einen historischen Stadtkern, gleich 2 Schlössern und einer Kirche mit einer aufgesetzten Krone aus Gold. Die Stadt befindet sich inmitten einer grün geprägten Hügellandschaft in einem ausgedehnten Talkessel. Direkt durch die Innenstadt fließt der namensgebende Fluss Sieg, dessen Name „Sikkere“ keltischen Ursprungs ist und so viel wie „schneller Fluss“ bedeutet. Bereits im Mittelalter besaß die Stadt eine mächtige Stadtmauer mit 16 Türmen und drei großen Stadttoren. Davon ist heute aber leider nicht mehr viel übrig. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu rund 80 Prozent zerstört und nur wenige historische Gebäude wie die zwei Schlösser sowie mehrere Kirchengebäude blieben erhalten. Der 53 Meter hohe Kirchturm der Nikolaikirche trägt mit dem “Krönchen” das Wahrzeichen der Stadt Siegen, eine aus Eisen geschmiedete und vergoldete Krone mit über zwei Metern Durchmesser aus dem 17. Jahrhundert.
Unseren Stadtrundgang haben wir in der Siegener Altstadt begonnen, haben dann das Obere Schloss mit dem Schlosspark besucht und sind von dort aus zurück über den Marktplatz mit der Nikolaikirche bis zum Unteren Schloss gelaufen. Unseren kompletten Reisebericht zur Stadt Siegen könnt Ihr hier nachlesen.
Die Stadt Bad Berleburg
Inmitten des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge liegt umgeben vom größten zusammenhängenden Waldgebiet von Deutschland die 750 Jahre alte Residenzstadt Bad Berleburg. Die heute 19.000 Einwohner zählende Stadt war früher der Stammsitz der ehemaligen Grafschaft und des Fürstentums zu Sayn-Wittgenstein. Im Lauf der Zeit entwickelte sich der Ort zu einem anerkannten Kneipp-Heilbad mit einer Vielzahl von modernen Rehabilitationskliniken. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird das reizende Klima Bad Berleburgs therapeutisch genutzt. Die Zusatzbezeichnung “Bad” darf die Stadt seit 1971 führen, 3 Jahre später erfolgte die Anerkennung als “Heilbad”.
Wir haben unseren kleinen Rundgang durch Bad Berleburg in der Kernstadt begonnen, die rechts und links an den Hängen des Tals des Flusses Odeborn liegt. Hier findet man unter anderem den Bahnhof, den Markplatz und die Ludwigsburg. Vom Marktplatz aus sind wir weiter in die Oberstadt gelaufen, die größtenteils geprägt ist von gut erhaltenen schiefergedeckten Fachwerkhäusern, der denkmalgeschützten evangelische Stadtkirche und dem Goetheplatz.
Ebenfalls in der Oberstadt befindet sich das im Jahr 1258 erbaut Schloss Berleburg. Dieses hatte leider geschlossen, so dass wir nur kurz die Außenbereiche wie den Ehrenhof, das Torhaus und die Orangerie im Schlosspark besichtigen konnten. Wer sich einen kleinen Imagefilm über die Stadt Bad Berleburg anschauen möchte, kann sich dieses Video auf YouTube mal anschauen.
Die Hängeseilbrücke Kühhude am Rothaarsteig
Wir lieben Hängeseilbrücken ❤ Egal ob ganz kleine oder ganz große wie die TITAN RT an der Rappbode-Talsperre im Harz (die längste Hängeseilbrücke in Deutschland) oder die 360 Meter lange Hängeseilbrücke Geierlay im Hunsrück in Rheinland-Pfalz. Der Gang über eine Hängeseilbrücke ist immer grandios. Und auch im Siegerland gibt es eine Hängeseilbrücke: Die Hängeseilbrücke Kühhude ist Teil des Erlebnispunktes “Ökosystem Wald” am Rothaarsteig.
Wir haben unser Auto auf dem kostenlosen Parkplatz “Wanderportal Kühhude” am Ende des Homrighäuser Wegs in Bad Berleburg geparkt (Lage in Google Maps). Von dort läuft man entlang des Rothaarsteigs durch einen schönen Waldabschnitt. Der 154 Kilometer lange Rothaarsteig gilt als einer der schönsten Höhenwege in Europa. Der sogenannte “Weg der Sinne” beginnt in Brilon und endet im hessischen Dillenburg.
Vom Parkplatz aus erreicht man nach 600 Metern die Skulptur „Stein–Zeit–Mensch“, die zum WaldSkulpturenWeg gehört, an dem international bekannte Künstler mit ihren Kunstwerken am Wegesrand einen zumindest in Deutschland einmaligen Kunstwanderweg geschaffen haben.
Von der Skulptur sind es nur noch 300 Meter bis zur Hängeseilbrücke Kühhude. Die 40 Meter lange Holzbrücke führt über einen kleinen Taleinschnitt von dicht bewachsenen Bäumen. Wir sind einmal hin und zurück über die Brücke gelaufen und haben dabei ein paar schöne Bilder gemacht. Danach sind wir wieder in ca. 20 Minuten zurück zum Auto gelaufen.
Die Wisent-Wildnis am Rothaarsteig
Im Wittgensteiner Land läuft seit 2013 ein einzigartiges Naturprojekt: hier kann man Wisente, die größten Landsäugetiere Europas, aus nächster Nähe erleben. Das Wisent – oder auch Europäische Bison genannt – ist eine europäische Rinderart und streifte schon vor sehr langer Zeit durch europäische Wälder. Doch seit dem Mittelalter war ihr Lebensraum durch den Menschen bedroht. In Polen wurde im Jahr 1919 das letzte wildlebende Wisent auf der Welt ausgerottet, lediglich wenige Tiere überlebten in Gefangenschaft.
Kurz darauf wurde die Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents gegründet. Diese Gesellschaft spürte alle noch lebenden Wisente in Wildparks und in Zoologischen Gärten auf und begann mit der Erhaltungszucht. Dank dieses Zuchtprogramms gibt es heute wieder 40 Herden mit über 3.200 wilden Wisenten in acht Ländern. Die größte, freilebende Population findet sich im Urwald von Bialowieza in Polen. Weitere Herden leben in der Ukraine und in Russland – und seit 2013 sind freilebende Wisente wieder am Rothaarsteig in Deutschland zu finden.
Das Projektgebiet “Wisent-Welt” liegt im Wald des nordrhein-westfälischen Rothaargebirges im Kreis Siegen-Wittgenstein. Dort gibt es zwei Wisent-Herden: eine Herde mit ca. 25 Tieren lebt frei in Teilen der Wälder des Rothaargebirges. Damit Besucher sich nicht auf stundenlange Wanderungen begeben müssen, um einen Blick auf einen Wisent zu erhaschen, wurde zusätzlich noch das weitgehend naturbelassene Schaugehege “Wisent-Wildnis” in der Nähe von Bad Berleburg eingerichtet. Der Park ist im Sommer (April bis Oktober) Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, in den Wintermonaten (November bis März) von 10 bis 15 Uhr. Montags ist die Wildnis für Besucher geschlossen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5,50 EUR und für Kinder 3,50 EUR. Bis zu einer Körpergröße von 100 cm ist der Eintritt frei. Parkplätze stehen kostenfrei zur Verfügung.
Im Eingangsbereich gibt es die Wisenthütte, sowie Sitzgelegenheiten und das Kassenhäuschen. Vom hier führt ein etwa drei Kilometer langer beschilderter Erlebnispfad durch das 20 Hektar große Gelände. Man läuft überwiegend auf naturbelassenen Pfaden durch schöne Natur und an Zäunen vorbei, von denen man die Wisente beobachten kann. Wo man die Tiere jedoch sieht und wie nah oder weit entfernt sie sind, ist natürlich Glückssache. Wir konnten den Großteil der Herde auf einer großen Freifläche entdecken 🙂
Der weitere Wanderweg schlängelt sich auf und ab entlang des großen Freigeheges und man hat immer wieder tolle Ausblicke auf das Rothaargebirge. Der Rundweg ist übrigens nicht für Kinderwagen geeignet, man sollte festes Schuhwerk anziehen und gut 1 bis 1,5 Stunden Zeit für die Wanderung einplanen. Toll für die Kleinen fanden wir übrigens das “Wisent-Quiz”: entlang des Weges findet man neun kleine Tafeln mit verschiedenen Fragen zu den Wisenten. Wer das Lösungswort herausfindet, kann Preise gewinnen (vorher an der Kasse fragen). Eine übersichtliche Karte zur “Wisent-Wildnis” und zum Wanderweg kann hier kostenlos als .pdf Version heruntergeladen werden.