Manchmal muss man gar nicht weit in die Ferne reisen, um Neues zu entdecken 🙂 Und so kam es, dass wir eines Tages – unserem Besuch sei Dank – auf die Idee kamen, an einem grauen, eiskalten März-Wochenende in das 75 Kilometer entfernte Städtchen Speyer zu fahren, um uns das dortige Technik Museum und den Dom anzuschauen. Beides war nämlich völlig neu für uns.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wissenswertes über das Technik Museum in Speyer
Erster Anlaufpunkt war das im Jahr 1991 eröffnete Technik Museum Speyer, das nur ein paar Minuten mit dem Auto von der A5 bzw. A6 entfernt ist. Kurz vor der Ankunft überquert man den Rhein und springt damit in Sekundenschnelle von einem Bundesland (Baden-Württemberg) ins Nächste (Rheinland-Pfalz). Ein paar Meter weiter liegt das Technik Museum dann schon linkerhand vor einem. Und bei dem Anblick gerät man schon leicht aus der Fassung: Neben einigen „kleineren“ Flugzeugen beherrscht eine riesengroße Boeing 747 der Lufthansa das Gelände, die mehrere Meter hoch über dem Boden thront. Ein Wahnsinns-Anblick. Die Neugierde auf das Museum wurde immer größer.
Parken
Das Museum hat mehrere eigene Parkplätze. Für gerade mal 2 Euro kann man hier den ganzen Tag stehen bleiben – wirklich ein fairer Preis.
Öffnungszeiten
Das Technik Museum in Speyer kann man an 365 Tagen im Jahr besuchen. In der Regel ist es von 9 bis 18 Uhr (Montag bis Freitag) bzw. bis 19 Uhr (Samstag, Sonntag, Feiertage) geöffnet, bis auf einige kleine Ausnahmen, wie Heiligabend oder Silvester.
Eintrittspreise & Kombiticket
Die Eintrittspreise für das Technik Museum variieren, je nachdem, ob man noch in das IMEX Kino möchte oder in das Schwester-Museum nach Sinsheim möchte:
– Technik Museum Speyer: 16 Euro
– Technik Museum Speyer + IMEX Kino: 21 Euro
– Technik Museum Speyer + Sinsheim + jeweils IMEX Kino: 38 Euro
Es gibt übrigens auch noch ein Kombiticket des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar, das wir ganz interessant und lukrativ finden, auch wenn es für uns leider keine Relevanz hatte, da wir nicht in der Region wohnen. Und zwar geht es hier um das VRN-Erlebnisticket, das Fahrschein (Hin- und Rückfahrt) und Eintrittskarte in einem ist und nur 17,50 Euro kostet, d.h. 1,50 Euro mehr als der reguläre Museumseintritt für Erwachsene. Dafür kann man durchaus auch mal das Auto stehen lassen.
Übersichtskarte des Museums
Nachdem wir unser Auto abgestellt und unsere Eintrittskarten besorgt hatten, konnte es losgehen. Auf einer Übersichtskarte haben wir uns erst einmal mit dem Gelände vertraut gemacht und geschaut, wo man was findet. Immerhin verfügt das Museum, das sich auf dem Gebiet der ehemaligen Pfalz-Flugzeugwerke befindet, über mehr als 25.000 m² überdachte Hallenfläche und 150.000 m² Außengelände. Über 70 Flugzeuge und Hubschrauber, 600 Raumfahrt-Exponate, rund 20 Lokomotiven und unzählige weitere Ausstellungsstücke haben hier ein Zuhause gefunden.
Ausstellungen in der Liller Halle
Da es draußen wahnsinnig kalt war, war schnell entschieden, dass wir erst einmal durch die erste große Halle gehen, bevor es uns hinaus verschlägt. Die sogenannte „Liller Halle“ ist eine Industriehalle aus dem Jahr 1913, die unter Denkmalschutz steht. Und das ist auch „leider“ der Grund, warum diese Halle nicht so stark beheizt werden darf. Bei Minusgraden leider nicht unbedingt vorteilhaft. Bestaunen konnten wir in der Halle jede Menge Lokomotiven, Oldtimer, Motorräder, Flugzeuge, historische Feuerwehrfahrzeuge sowie ein großes, altes Karussell.
Eine kleine Besonderheit in der Halle sind die 1 €-Automaten: Wirft man vor einem Exponat einen Euro in den jeweiligen Automaten, wird das Exponat zum Leben erweckt. Hinter einer Glasscheibe kann man beispielsweise zuschauen, wie sich eine alte Lokomotive in Gang setzt und Dampf entwickelt. Die ohrenbetäubenden Geräusche sind wirklich beeindruckend. Es gibt auch einige mechanische Musikinstrumente, die auf Wunsch Musik spielen: Nach einer Zahlung von 1 € oder 50 Cent spielt z.B. die alte Orgel bekannte Melodien und füllt mit ihrer Musik die ganze Halle. Auf der zweiten Ebene der Liller Halle gibt es noch eine kleine Modellbahn-Ausstellung.
Das Außengelände des Technik Museums
Von der Liller Halle kommt man auf mehreren Seiten auf das Außengelände. Durch die sehr großzügige Freifläche konnte man hier außergewöhnliche Großexponate ausstellen, denen man so nah wahrscheinlich nirgendswo anders kommt. So findet man hier verschiedene Kampfhubschrauber, Düsenjets, Flugzeuge, Panzer, Motoren, Schiffe, Fahrzeuge, Eisenbahnen u.v.m.
Highlight ist definitiv die Boeing 747-230 der Lufthansa, die den Namen „Schleswig-Holstein“ trägt und sehr dominant hoch über dem Gelände thront. Das Flugzeug wurde ursprünglich im Oktober 1978 in Betrieb genommen und hob insgesamt 16.374-mal in die Luft. In fast 100.000 Flugstunden transportiere die alte Lady immerhin knapp 5 Millionen Passagiere. Zahlen, die wirklich unvorstellbar klingen. Irgendwann konnte die Schleswig-Holstein mit ihren jüngeren, moderneren Brüdern und Schwestern der Lufthansa-Flotte nicht mehr mithalten, sodass sie ausrangiert wurde. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im März 2002 auf dem Gelände des Technik Museums Speyer. Spektakulär ist, dass man das Flugzeug betreten darf. Über ein etwa 20 Meter hohes Gestell kann man in das Flugzeug hineingehen und sich den Innenbereich auf zwei Ebenen anschauen. Ein Blick in die First-Class, in der damals 8 Passagiere Platz hatten sowie in das sehr enge Cockpit ist ebenfalls möglich – beides befindet sich auf der zweiten Ebene. Von der linken Tragfläche, die begehbar ist, hat man einen guten Überblick über das Gelände des Museums und die Stadt Speyer. Sogar in den entkernten Frachtraum kann man gehen.
Ein weiterer Hingucker ist die russische Antonov An-22, die zu den größten Propellerflugzeugen der Welt gehört und seit 1999 auf dem Gelände des Technik Museum Speyer ist. Die Antonov wurde ursprünglich als ziviles und militärisches Transportflugzeug konzipiert und konnte auch auf unwegsamen Gelände landen, d.h. im Notfall war eine Graspiste ausreichend. Besonders beeindruckend ist der riesige 33 Meter lange und 4,4 Meter breite Laderaum, den man vollständig begehen kann.
Der ebenfalls begehbare Seenotkreuzer John T. Essberger, der in der westlichen Ostsee stationiert war, war auch sehr beeindruckend, da die Innenräume sehr gut erhalten sind und man sich so einen Eindruck verschaffen kann, wie man hier auf dem Schiff agiert und gelebt hat. Zu der umfangreichen Ausstattung des Schiffes gehören ein Beiboot, ein Bordhospital, eine Feuerlöschanlage, ein Hubschrauber-Arbeitsdeck sowie weitere Kommunikations- und Navigationseinrichtungen. Etwas unvorstellbar ist, dass das Schiff im Notfall etwa 300 Schiffbrüchige aufnehmen kann, denn so groß sah es gar nicht aus.
Das alte Hausboot der Kelly Family kennen wahrscheinlich auch viele. Seit 2004 gehört das Boot zu der Ausstellung des Technik Museums. Etwas enttäuscht hat uns, dass man zwar auf das Boot hinaufgehen kann, aber leider nicht die Innenräume besichtigen kann.
Besonders gefreut hatten wir uns auf das U-Boot U9 der Bundesmarine, das ebenfalls eines der Highlights des Museums ist und von innen besichtigt werden kann. Aber leider nicht zu der Zeit, als wir da waren, denn das U-Boot wird derzeit gewartet und ist gesperrt.
Die Weltraumaustellung in der Halle 2
Nachdem wir uns über eine Stunde in der Kälte aufgehalten haben, waren wir ganz froh, dass wir dann wieder in eine Ausstellungshalle konnten. Neben der Liller Halle gibt es nämlich noch eine weitere Halle, die auf einer Fläche von über 5.000 m² etwa 600 Exponate der Raumfahrt zeigt. Und das von den frühen Anfängen in den 1960er Jahren bis zur aktuellen Zeit.
Highlight in der Halle ist das russische Spaceshuttle Buran 002, das hoch oben in der Halle hängt. Das Shuttle ist 36 Meter lang, 16 Meter hoch und wiegt schwere 70 Tonnen. Mit dem Butan-Projekt wollte sich die russische Raumfahrtbehörde mit der amerikanischen NASA duellieren und entwickelte deshalb ihre eigenen Raumfähren. Bis in die 1980er Jahre testete man die Spaceshuttles, nur irgendwann ging den Russen das Geld aus. Die Buran 002, die hier im Museum Speyer ausgestellt ist, ist der Prototyp für solch eine russische Raumfähre – quasi ein Testobjekt. Insgesamt hat sie 25 Flüge in der Erdatmosphäre durchgeführt.
Weitere Sachen, die man in der Raumfahrthalle entdecken kann, sind beispielsweise das Trainingsmodul des deutschen Weltraumlabors Spacelab, die Raumfahrt-Kapsel Sojus TM-19, ein Modell des Forschungsmoduls Columbus oder ein Nachbau des Wostok 1 Raumschiffs. Darüber hinaus sind auch Raumfahrtanzüge, ein Mondauto und zahlreiche weitere Raumfahrtexponate zu sehen. Nach etwa 4 Stunden haben wir zwar halb erfroren aber mit jeder Menge neuen Eindrücken das Museum verlassen. Uns haben die Ausstellungen sehr gut gefallen, insbesondere die begehbaren Exponate haben es uns angetan. Technikliebhabern würden wir einen ganzen Tag für den Museumsbesuch empfehlen, denn die Fläche ist wirklich riesig.
Es gibt übrigens noch ein weiteres Museumsgebäude, das man mit seinem Eintrittsticket besichtigen kann: den Wilhelmsbau. Aus Zeitgründen haben wir das leider nicht mehr geschafft. Wer sich aber für mechanische Musikinstrumente, Moden des 18. und 19. Jahrhunderts, Künstlerpuppen und historische Waffen und Uniformen interessiert, für den lohnt sich ein Besuch sicher allemal.
Der Dom in Speyer – ein UNESCO-Weltkulturerbe
Nach unserem Museumsbesuch haben wir das Auto direkt auf dem Gelände des Technik Museums stehen gelassen und sind zu Fuß über die Geibtstraße zum Dom gelaufen, der sich im Zentrum von Speyer befindet. In gerade mal 10 Gehminuten hatten wir das Bauwerk über den Domgarten schon erreicht.
Der Speyerer Dom, der offiziell übrigens ‚Domkirche St. Maria und St. Stephan‘ heißt, wurde im Jahre 1061 fertig gestellt und eingeweiht. Einige Jahre später wurde der Dom allerdings zur Hälfte eingerissen, mit dem Ziel ihn noch größer wiederaufzubauen. In dieser Zeit entstand auch die heutige Gestalt des Doms. Der Speyerer Dom ist heute die größte erhaltene romanische Kirche der Welt und wurde 1981 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen. Wenn man im Innenraum des Doms steht, wird einem sein Ausmaß erst einmal richtig bewusst: Das Mittelschiff ist bis zum Gewölbe 33 Meter hoch. Die Gesamtlänge von den Eingangsstufen bis zur Außenwand betragen stolze 134 Meter. Innen ist der Dom eher nüchtern gehalten. Wir haben gelesen, dass der Dom aufgrund von Zerstörungen und Plünderungen fast seiner gesamten Ausstattung beraubt wurde. Nur einzelne Reliquien und wenige markante Stücke sind noch zu sehen.
Der Dom in Speyer gehört zu den deutschen Kaiserdomen. Weitere Kaiserdome sind der Mainzer Dom, Wormser Dom, Bamberger Dom, Aachener Dom, Frankfurter Kaiserdom, Magdeburger Dom und der Kaiserdom in Königslutter.
Über die belebte Fußgängerzone der Maximilianstraße sind wir dann direkt vom Dom aus in die Innenstadt bis zum westlichen Stadttor Altpörtel gelaufen – vorbei an unzähligen Shops, Boutiquen, Restaurants und Eisdielen. Dass Speyer eine der ältesten Städte Deutschlands ist, sieht man auch, wenn man durch die Altstadt bummelt. Hier findet man kleine, süße Gassen mit Kopfsteinpflaster sowie alte Fachwerkhäuser.