Nachdem aufgrund der Corona-Pandemie das Reisen für zwei Monate in Deutschland nicht möglich war, haben wir nach den ersten Lockerungen die Chance genutzt, um die wunderschöne Kulturstadt Weimar zu besichtigen. Was man in der thüringischen Stadt alles entdecken kann, zeigen wir Euch in diesem Beitrag.
Inhalt dieses Reiseberichtes
Die Kulturstadt Weimar – ein UNESCO Weltkulterbe
Weimar ist eine beschauliche Kleinstadt an der Ilm mit etwa 65.000 Einwohnern. Weltruhm erlangte sie durch ihre früheren prominenten Bewohner wie Goethe, Schiller, Bach, Liszt und Gropius – alle blieben für mehrere Jahre oder Jahrzehnte in der kleinen Provinzstadt, die sich dadurch zum Mittelpunkt deutscher und europäischer Kulturgeschichte entwickelte. Darüber hinaus lockt die Stadt mit verwinkelten Gassen, einladenden Plätzen, großzügigen Parklandschafen sowie Museen und Schlössern.
Im Register der UNESCO Welterbestätten hat Weimar einen wichtigen Stellenwert, denn im Verlauf der letzten Jahre wurden mehrere Stätten bzw. Dokumente zum Welterbe erklärt:
1996 wurden das Bauhaus und seine Stätten in Weimar (und Dessau) in die Liste aufgenommen1998 wurde das Ensemble „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Weltkulturerbe aufgrund der „großen kunsthistorischen Bedeutung öffentlicher und privater Gebäude und Parklandschaften aus der Blütezeit des klassischen Weimar“ und der „herausragenden Rolle Weimars als Geisteszentrum im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert“ erklärt (Quelle: UNESCO)
2001 wurde der im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar aufbewahrte Nachlass Goethes von der UNESCO als Weltdokumentenerbe aufgenommen
Seit 2015 zählen frühere Schriften der Reformation, von denen ein Teil in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aufbewahrt werden, zum Weltdokumentenerbe
Die Sehenswürdigkeiten in Weimar
Die meisten Sehenswürdigkeiten in Weimar kann man sehr gut zu Fuß auf eigene Faust erreichen, da sie kompakt im Zentrum der Stadt liegen. Einzigallein für den Besuch des Schloss Belvedere und des KZ Buchenwald muss man auf öffentliche Verkehrsmittel oder ein Auto zurückgreifen.
Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek
Unser erster Anlaufpunkt des Tages war die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek am Platz der Demokratie, die im Jahr 1691 als „Herzogliche Bibliothek“ gegründet wurde. Anlässlich des 300-jährigen Jubiläums im Jahr 1991 erhielt sie den Namen der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, um ihre Verdienste um die Bibliothek und ihre Liebe zu Büchern zu würdigen.
Da dies auch der erste Tag war, an dem die Bibliothek nach einer mehrwöchigen, Corona-bedingten Schließung wieder aufgemacht hat, war dementsprechend sehr wenig los. Der Zutritt war nur mit Mund-Nase-Schutz und ausreichender Desinfektion möglich. Nachdem wir unseren Eintrittspreis von 8 EUR pro Person gezahlt haben, sind wir direkt in den Rokokosaal gelaufen – DEM Highlight der Bibliothek. Anhand der abgezählten Filzschuhe, die am Eingang standen, konnte man ableiten, dass maximal 10 Personen gleichzeitig den Saal betreten dürfen. Perfekt, um den Raum in Ruhe auf sich wirken zu lassen und schön Fotos machen zu können.
Der Rokokosaal ist ein rechteckiger Saal in dessen Mitte ein ovaler Innenraum eingebaut wurde; zwölf Pfeiler mit Büsten wechseln sich hier mit Bücherregalen und Durchgängen ab, durch die das Licht in das Innere des Saals scheint. Der über zwei Geschosse reichende Saal wurde aus schlichtem Kiefernholz mit Verzierungen und Stuckelementen an der Decke gestaltet. Im Raum befinden sich neben Porträts der Fürsten, auch die Köpfe von Dichtern, Künstlern, Forschern und Philosophen. Wer denkt, dass die Bücher im Saal nur zur Dekoration dienen, der irrt sich. Die mehr als 40.000 Bücher, die hier im Rokokosaal ausgestellt sind, sind echt und können zur Lektüre in den Lesesaal bestellt werden. Rund 800.000 Bücher der Bibliothek lagern übrigens in einem modernen Tiefmagazin unter dem Platz der Demokratie.
Im Jahr 2004 erlitt die Bibliothek aufgrund eines Brands im Dachstuhl des Hauptgebäudes große Verluste. Aus dem Gebäude konnten ca. 28.000 Bücher gerettet werden, allerdings gingen 50.000 Bände sowie 35 Gemälde vollständig verloren und etwa 62.000 Bände wurden durch Feuer und Löschwasser zum Teil stark beschädigt. Nach intensiven Restaurationsarbeiten konnte die Bibliothek im Herbst 2007 wiedereröffnet werden. Einen Film über die aufwendige Restauration der Aschebücher kann man sich hier anschauen.
Das Stadtschloss Weimar
Nur wenige Gehminuten von der Anna-Amalia-Bibliothek entfernt befindet sich das Weimarer Stadtschloss, das zum Zeitpunkt unseres Besuchs aufgrund von umfangreichen Sanierungsarbeiten leider geschlossen hatte. Das Stadtschloss ist die ehemalige Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar und Eisenach und Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Klassisches Weimar“. Die am nördlichen Ende des Ilmparks liegende Anlage ging aus einer mittelalterlichen Wasserburg hervor und wurde Ende des 10. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. In einer über fünfhundertjährigen Bauzeit hat sich die derzeitige Gestalt des Schlosses entwickelt. Heute beherbergt es das Schlossmuseum mit einer umfassenden kunsthistorischen Ausstellung zu dem Themenschwerpunkt Malerei.
Auf den Spuren von Goethe und Schiller
Die prominentesten Vertreter Weimars sind sicherlich Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller. Bei unserem Spaziergang durch die Stadt sind wir an fast jeder Straßenecke auf diese beiden Namen gestoßen – nicht verwunderlich, denn die Stadt Weimar ist stolz auf ihre beiden ehemaligen Bewohner. Heute kann man in Weimar u.a. das Wohnhaus von Schiller und Goethe besichtigen. Beide Gebäude wurden im Jahr 1998 als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.
Das Schillerhaus befindet sich an der heutigen Schillerstraße 12, der ehemaligen „Esplanade“, in dem Schiller von 1802 bis zu seinem Tod im Jahr 1805 wohnte. Seine Frau blieb mit den vier Kindern weiterhin dort wohnen. Heute befindet sich in dem Haus ein Museum, das sich ursprünglich dem Leben und Wirken Schillers gewidmet hat. Heute werden in den drei großen Ausstellungsräumen Sonder- und Wechselausstellungen der Klassik Stiftung Weimar präsentiert.
Das im barocken Stil erbaute Wohnhaus von Goethe befindet sich am Frauenplan (Vorderhaus). Fast 50 Jahre lang bewohnte Goethe dieses Gebäude, das nach seinen Kunstidealen und vielseitigen Interessen umgebaut und gestaltet wurde. Heute befindet sich in dem Haus ein Museum, in dem zahlreiche originale Stücke sowie Möbel aus Goethes Nachlass besichtigt werden können. Beiden Dichtern gedenkt man mit einem bronzenen Doppelstandbild – dem Goethe-Schiller-Denkmal – das 1857 vor dem Deutschen Nationaltheater auf dem Theaterplatz eingeweiht wurde.
Die Altstadt
Die Weimarer Altstadt bietet mit ihren kopfsteingepflasterten, teils verwinkelten Gassen, historischen Gebäuden und dem zentralen Marktplatz ein ganz besonderes Flair. Wir haben uns Zeit genommen, um in Ruhe durch die – meist verkehrsberuhigten – Gassen zu bummeln und alles auf uns wirken zu lassen. In der Altstadt befinden sich die meisten der Weimarer Sehenswürdigkeiten, wie der Marktplatz mit dem Rathaus und dem farbenfrohen Cranach-Haus, die Wohnhäuser von Goethe und Schiller, das Wittumspalais und der Zeughof, das Deutsche Nationaltheater, das Haus der Weimarer Republik und der Herderplatz mit Herderkirche.
Die Stadtkirche Sankt Peter und Paul (Herderkirche)
Die spätgotische Stadtkirche St. Peter und Paul, von Einheimischen auch als Herderkirche bezeichnet, wurde als dreischiffige Hallenkirche in den Jahren 1498 bis 1500 erbaut und gilt als das bedeutendste Kirchengebäude der Stadt. Hier wurde auch im Jahr 1807 die Herzogin Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach als letzte Regentin auf eigenen Wunsch vor dem Altar begraben. Dies war das letzte Begräbnis in der Stadtkirche. Seit dem Jahr 1998 gehört die Kirche als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Welterbe.
Der Park an der Ilm
Der 48 Hektar große Park an der Ilm – Weimars grüne Oase – ist ein Landschaftsgarten am Rande der Weimarer Altstadt. Er entstand in der Zeit von 1778 bis 1828 unter Beteiligung von Johann Wolfgang von Goethe und zählt damit zu den am besten erhaltenen Parkanlagen des Klassizismus und der Romantik. Der Park gehört zum Ensemble „Klassisches Weimar“, das im Jahr 1998 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde. Charakteristisch für den Park sind die zahlreichen Sichtachsen, die Brücken über die Ilm-Bögen, die vielseitigen Parkarchitekturen und der Baumbestand. Sehenswerte Gebäude im Park an der Ilm sind Goethes Gartenhaus, das Römische Haus und das Tempelherrenhaus.
Der Historische Friedhof mit der Fürstengruft
Auf dem im Jahr 1818 eröffneten Historischen Friedhof in Weimar befinden sich die Grabstätten zahlreicher namhafter Persönlichkeiten. Die weitläufige Anlage liegt auf einer Anhöhe im Südwesten der Stadt. Zusammen mit der Fürstengruft wurde der Historische Friedhof im Jahr 1998 von der UNESCO als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum Weltkulturerbe erklärt.
Sehenswert ist die Weimarer Fürstengruft, die ausschließlich als Grabstätte des großherzoglichen Hauses von Sachsen-Weimar-Eisenach diente. Ausnahme bildeten die beiden Särge von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, die ebenfalls hier zu sehen sind. Interessant ist die Tatsache, dass der Sarg von Schiller leer ist, nachdem man anhand eines Gentests im Jahr 2008 herausgefunden hatte, dass sich im Sarg nicht die Gebeine von Schiller befinden. An die Rückwand der Fürstengruft wurde später eine Russisch-Orthodoxe Kapelle als Grabkapelle erbaut, die unterirdisch miteinander verbunden sind.
Der Eintritt in den Friedhof ist frei, lediglich für die Fürstengruft ist ein Eintrittspreis in Höhe von 4,50 EUR pro Person fällig.
Das Schloss Belvedere
Südlich von Weimar – etwa 4 km von der Altstadt entfernt – liegt auf einer bewaldeten Anhöhe und inmitten eines weitläufigen Parks das Schloss Belvedere, die barocke Sommerresidenz der Familie von Sachsen-Weimar und Eisenach. Ursprünglich als Jagdschloss genutzt, wurde das Schloss Belvedere zwischen 1724 und 1748 im Typus eines Lustschlosses mit Pavillons, Uhren- und Kavaliershäusern einschließlich einer Orangerie sowie eines Lust- und Irrgartens errichtet. Seit 1923 befindet sich im Schloss ein Museum für das Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts. Die Kavaliershäuser werden heute zum Großteil von der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ als Übungs- und Lernräume für genutzt.
Die Schlossanlage mit dem 43 ha großen Schlosspark wurde im Jahr 1998 als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Das Bauhaus Museum
Im Jahr 1919 wurde von Walter Gropius in Weimar das (Staatliche) Bauhaus gegründet, eine experimentelle Kunstschule für Gestaltung, die eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte. Das Bauhaus gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und Architektur. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Bauhauses eröffnete 2019 das neue Bauhaus-Museum Weimar und präsentiert seitdem die weltweit älteste Bauhaus-Sammlung.
Die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald
Etwa 9 km von der Altstadt Weimars entfernt befindet sich auf dem Ettersberg das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald, dass die SS von Juli 1937 bis April 1945 hier betrieben hat. In diesem Zeitraum waren mehr als 260.000 Menschen aus über 50 Nationen im KZ Buchenwald inhaftiert. 56.000 von ihnen wurden von der SS ermordet oder fanden durch Erschöpfung, Hunger, Folter und medizinische Experimente den Tod. In den Jahren danach nutzte die sowjetische Besatzungsmacht bis 1950 das Gelände als Internierungslager und hielt hier 28.000 Menschen gefangen; ein Viertel davon starb.
Heute kann man auf dem Gelände historische Gebäude, Relikte aus der Lagerzeit, Erinnerungsstücke sowie eine Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers besuchen.
Eine Karte mit allen Sehenswürdigkeiten in Weimar
Auf folgender Google MyMaps Karte haben wir Euch die bekanntesten Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten von Weimar eingezeichnet.