Fließende Lava mal von ganz nah zu sehen, war schon immer ein Traum von uns und stand daher auf unserer Bucket List ganz weit oben. Und heute war endlich der Tag, an dem dieser Traum in Erfüllung gehen sollte. Heute stand ein Lava Hike im Hawai’i Volcanoes National Park auf dem Programm 🙂
Inhalt dieses Reiseberichtes
Wo kann man aktive Lava auf Big Island sehen?
Big Island – die größte und jüngste der hawaiianischen Inseln – beheimatet fünf Vulkane, drei davon sind noch aktiv: Kilauea, Mauna Loa und Hualālai. Der Vulkan Kilauea ist der jüngste davon und derzeit einer der aktivsten Vulkane der Welt. Dass es hier auf der Insel also regelmäßig brodelt, sprudelt und Lava strömt, ist keine Seltenheit. Der jüngste Ausbruch des Kilauea dauert seit Anfang 1983 an, d.h. bereits über drei Jahrzehnte. Die Lava fließt dabei nicht aus dem Hauptkrater selbst heraus, sondern vor allem aus einem Schlot des etwa 15 Kilometer in östlicher Richtung entfernten Puʻu-ʻŌʻō-Krater.
Als wir 2015 während unserer Weltreise auf Big Island waren, gab es leider keine Möglichkeit, der Lava ganz nah zu kommen. Grund hierfür war ein Ereignis am 27. Juni 2014. Damals brach aus dem Puʻu-ʻŌʻō-Krater ein neuer Lavastrom aus und bewegte sich in nordöstlicher Richtung durch den Wald, d.h. erst einmal nicht in Richtung Ozean. In den Wochen und Monaten danach floss die Lava immer schneller und weiter und erreichte Anfang November 2014 das kleine Städtchen Pahoa, in dem gerade einmal 800 Einwohner leben. Am 10. November erreicht die Lava das erste Haus und nur 45 Minuten später brannte das ganze Haus. Immer mehr Menschen wurden evakuiert, weil Vulkanforscher davon ausgingen, dass die Lava weitere Gebäude und auch den Highway unter sich begraben würde. Aber zum Glück stoppte der Lavastrom Ende März 2015 und es bestand keine Gefahr mehr für die Bewohner. Am 8. Juni 2016 wurde dieser Strom als inaktiv bezeichnet, nachdem für kurze Zeit noch einmal Lava ausgetreten war.
Um die Bewohner vor Neugierigen zu schützen und Touristen und Einwohnern keiner weiteren Gefahr auszusetzen, wurde 2015 – als wir hier auf der Insel waren – das Gebiet weiträumig abgesperrt. Es gab dennoch einige Tourenanbieter, die illegale Touren in das Gebiet angeboten haben. Da wir aber weder in ein hawaiianisches Gefängnis noch eine hohe Geldstrafe zahlen wollten, hatten wir uns damals dazu entschieden, an keiner derartigen Tour teilzunehmen. So hatten wir wenigstens einen triftigen Grund noch einmal nach Hawaii zurück zu kommen 🙂
Am 24. Mai 2016 gab es einen neuen Ausbruch an der östlichen Flanke des Puʻu-ʻŌʻō-Krater und es bildete sich ein neuer Lavastrom nach Süden – in Richtung Ozean. Diesen Lavastrom bezeichnen die Forscher als „61g Lava flow“ und er dauert bis heute an (Stand: November 2017). Am 26. Juli 2016 erreichte dieser Lavastrom erstmals den Pazifik.
In Vorbereitung auf unseren Hawaii-Urlaub haben wir uns regelmäßig auf den Seiten des Nationalparks informiert und haben den Verlauf des Lavastroms verfolgt. Umso näher der Urlaub rückte, umso sicherer waren wir uns, dass wir endlich die Möglichkeit haben werden, fließende Lava live zu sehen. Auf diesen Moment haben wir uns schon im Vorfeld wahnsinnig gefreut.
An folgenden Orten kann man derzeit Lava auf Big Island sehen (Stand November 2017):
Diese Konditionen können sich fast täglich ändern! Daher lohnt sich immer ein Besuch der Webseite des National Park Service.
Eine geführte Tour mit EpicLava
Wenn wir schon einmal am anderen Ende der Welt sind, wollten wir der fließenden Lava natürlich so nah wie möglich kommen. Da wir dies aber noch nie gemacht haben und das natürlich auch nicht ungefährlich ist, haben wir uns dazu entschlossen, eine geführte Tour zu den Lavafeldern der Kilauea East Rift Zone zu machen.
Zunächst haben wir viel im Internet recherchiert und uns ausgiebig über die verschiedenen Tourenanbieter informiert. Relativ schnell sind wir dann auf EpicLava gestoßen. Zum einen haben uns die positiven Bewertungen auf TripAdvisor sehr imponiert, zum anderen die Facebook-Seite von EpicLava. Hier postet der Besitzer John Tarson – immer wenn er mit einer Gruppe draußen auf dem Lavafeld ist – ein aktuelles Live-Video sowie wahnsinnig beeindruckende Fotos der Lava!
Wir haben uns für den Active Lava Sunrise Hike entschieden, der pro Person 165 US Dollar kostet. Eine stolze Summe, die aber definitiv jeden Cent Wert ist!
Start des Lava Hike mitten in der Nacht
Einen Tag vor der Tour haben wir von EpicLava eine E-Mail mit allen weiteren wichtigen Informationen erhalten. Es gibt nämlich zwei verschiedene Treffpunkte und John teilt einen Tag vor der Tour mit, an welchem Treffpunkt die Tour startet. Es kommt hierbei immer ganz darauf an, wann sich die Lava wo befindet.
Unser Treffpunkt für den Lava Hike war um 4 Uhr morgens an einer Shell-Tankstelle im kleinen Städtchen Kea’au. Nach und nach waren alle Besucher da (etwa zehn Personen) und wir haben uns erst einmal an Johns’ Auto versammelt, da er uns noch einige Instruktionen geben wollte zu dem zeitlichen Ablauf der Tour. Zunächst hat er jedem von uns einen kleinen Rucksack gegeben, in dem eine große Flasche Wasser und einige Snacks drin waren, sowie Handschuhe, einen Regenponcho und eine Taschenlampe.
Es ist übrigens wichtig, bei der Tour feste Schuhe anzuziehen, da die Lava sehr scharf ist. Zudem schadet es bei dem sonnigen hawaiianischen Wetter auch nicht, genügend Sonnencreme sowie eine Sonnenbrille einzupacken. Wir hatten uns im Vorfeld auch gefragt, ob wir lieber kurze oder lange Hosen anziehen sollten. Wir hatten uns dann für lange Hosen entschieden (Jeans, Cargohosen oder ähnliches). Es könnte ja durchaus mal passieren, dass man stolpert oder ausrutscht und auf das spitze Lavagestein fällt. Dann ist man wenigstens durch die lange Hose etwas geschützt.
Als wir alle wichtigen Informationen von John erhalten hatten, sind wir mit unseren eigenen Autos in einer Kolonne unserem Tourguide John hinterher gefahren. Etwa 30 Minuten später haben wir die Autos auf der letzten Parkmöglichkeit an der Kaimu-Chain of Craters Road abgestellt – das war in der Nähe der ganzen Fahrradausleihstationen, die um diese Zeit noch geschlossen hatten. Tagsüber kann man sich hier Fahrräder ausleihen, um zu der Kalapana Lava Viewing Area zu fahren (Ocean Entry). Das haben wir an einem anderen Tag auch gemacht – unseren Bericht hierzu findet Ihr hier.
Nachdem alle ihre Autos auf dem Parkplatz abgestellt haben, haben wir uns auf zwei Autos verteilt und sind die Kaimu-Chain of Craters Road noch etwa 2 Meilen weiter gefahren. An der Seite sieht man dann links plötzlich die ersten Häuser, die direkt auf dem Lavagestein erbaut wurden. Hier hat John einen privaten Parkplatz angemietet und so konnten wir hier unsere beiden Autos abstellen. Das erspart definitiv einiges an Fußweg. Von diesem privaten Parkplatz startete dann unsere Wanderung. Von Weitem konnten wir bereits das rote Lavaglühen sehen – wie beeindruckend. Das war also unser Ziel heute.
Wanderung über die Lavafelder
Zunächst sind wir die Schotterstraße noch etwa 15 Minuten weitergelaufen, bis wir eine Reihe an Klohäuschen passiert haben – hier hatten wir die letzte Chance noch einmal vor der mehrstündigen Wanderung die Toilette zu besuchen. Ein Stückchen weiter war dann der offizielle Eingang zum Hawai’i Volcanoes National Park, der nur mit einem Schild markiert war. Hier gibt es also kein Kassenhäuschen oder ähnliches.
Von hier sind wir dann rechts auf das erkaltete Lavafeld gelaufen und sind unserem Tourguide John gefolgt. Es ist schon beeindruckend, dass er genau wusste, wohin er laufen muss, denn die Lava ist ja nicht starr sondern fließt jeden Tag weiter und ist somit am folgenden Tag nicht mehr dort, wo sie am Vortag war. Es scheint also, dass John ein ganz spezielles Gespür für die Lava und eine besondere Beziehung zu Pele hat, der hawaiianischen Feuer- und Vulkangöttin. Nicht umsonst bedankt er sich nach jeder Tour persönlich bei Pele für den tollen Lavastrom.
Mit Taschenlampe und Handschuhen ausgestattet ging es im Dunkeln querfeldein über das schwarze und graue Lavagestein. Man muss ganz genau aufpassen, wohin man hier tritt: Manchmal war das Gestein sehr spitz oder es gab größere Felsspalten und zwischendurch hat es unter den Füßen immer wieder geknirscht. Dieser Bereich, in dem wir gelaufen sind, war übrigens nicht Teil des Nationalparks, sondern nannte sich Royal Gardens Subdivision.
Die folgenden Bilder sind von unserem Rückweg, damit man einen Eindruck gewinnen kann, wie der Wanderweg über die Lavafelder verläuft. Auf dem Hinweg war es einfach zu dunkel, um ordentliche Bilder zu machen.
Ankunft am Lavafeld der Kilauea East Rift Zone
Nach einer etwa einstündigen Wanderung sind wir am derzeitigen Lavafeld der Kilauea East Rift Zone angekommen. Umso näher man dem Lavastrom kommt, umso mehr spürt man die Hitze. Und plötzlich standen wir nur wenige Meter von der glühend-heißen Lava weg. Wir konnten es kaum glauben. So lange hatten wir davon geträumt und nun waren wir endlich da. Und das beste war, dass kein anderer Mensch – außer unsere Gruppe – hier war. Eigentlich unverständlich bei so einem Spektakel. Es gibt ja auch noch andere Tourenanbieter, aber die sind scheinbar an anderen Ecken unterwegs. Umso besser, dann hatten wir die Lava also quasi für uns alleine und konnten sie bestaunen und unendlich viele Fotos machen.
Auf den ersten Bildern im Morgengrauen kommt das Glühen der bis zu 1.000 Grad heißen Lava besonders toll zum Vorschein. Überall leuchtet die Lava aus den Felsspalten und man sieht es überall Fließen. Die Lava der hawaiianischen Vulkane besitzt übrigens eine eher geringe Viskosität und ist damit sehr dünnflüssig. Wahnsinnig beeindruckend! Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten.
So langsam wurde es immer heller und wir hatten einen tollen Sonnenaufgang auf der Pazifikseite und einen Regenbogen auf der Bergseite.
Bei der heutigen Tour wurden wir einmal von John, unserem Tourguide, begleitet sowie von Jeff Judd, der früher im Nationalpark scheinbar mal Kriminalermittler war. Die beiden kennen die Lava wie ihre linke Westentasche und haben uns jederzeit Fragen beantwortet. Sie haben uns zudem erklärt, wo es sicher ist entlang zu laufen und wo nicht. John hatte zum Beispiel mal einen Test für uns gemacht und ist auf 3 Minuten alter erkalteter Lava entlang gelaufen und ist nicht eingesunken. Wenn man bedenkt, dass die Lava eigentlich bis zu 1.000 Grad heiß ist, wenn sie da so entlang fließt, ist es schon unvorstellbar, dass die Oberseite wieder so schnell abkühlen kann.
Lavaproben entnehmen
Jeff hatte eine Spitzhacke dabei und gab uns die Möglichkeit, ein Stück Lava aus dem Lavastrom zu entnehmen, um zu schauen, wie schnell das Stück erkaltet. Um ein Stück zu kriegen, muss man natürlich sehr nah an den Lavafluss ran und man glaubt gar nicht, wie heiß das ist. Unsere Haut am Arm ist schon knallrot geworden und hat gebrannt wie Feuer. Wenn man aber schnell genug ist, ist es auszuhalten 😉 Man sieht uns aber auch deutlich auf den Bildern an, wie heiß es ist. John hatte auch ein Temperaturmessgerät dabei und hat uns live demonstriert, wie heiß die Lava ist, die wenige Meter von uns weg ist. Und das waren tatsächlich an die 1.000 Grad Celsius. Verrückt und eigentlich unvorstellbar.
Weitere Bilder der Lava
Insgesamt haben wir uns gut 2 Stunden an dem Lavastrom aufgehalten und konnten unglaublich viele Bilder machen. Wir haben ständig die Augen offen gehalten und immer auf neue sogenannte Breakouts gewartet, denn beim einem Breakout kommt die flüssige Lava am besten zum Vorschein.
Unser Video vom Lava Hike auf Big Island
Alles in allem war der Lava Hike auf jeden Fall das Highlight unserer Reise nach Hawaii! Der Lava so nah zu kommen, sie langsam fließen zu sehen und die unglaubliche Hitze zu spüren ist einfach ein wahnsinnig beeindruckendes Erlebnis, das wir nur jedem empfehlen können. MAHALO NUI LOA, PELE!
Unsere Reiseberichte von Hawaii
Die Inseln von Hawaii hatten wir ja schon während unserer Weltreise auf dem Sprung von Nordamerika nach Australien besucht. Hier waren wir auf O’ahu, Kaua’i, Maui und Big Island. Da wir so begeistert von den unterschiedlichen Inseln und der abwechlungsreichen Natur waren, konnten wir so all das nachholen, was wir das letzte Mal nicht geschafft hatten oder was zum Teil auch gar nicht möglich war. So konnte man 2015 z.B. keine fließende Lava auf Big Island sehen, da diese nicht wie sonst Richtung Meer geflossen ist, sondern in Richtung eines bewohntes Dorfes. Und dies wurde zur Sicherheit aller für den Zugang gesperrt. Seit 2016 fließt die Lava des Kilauea aber wieder Richtung Ozean und so konnten wir auch endlich einer unserer größten Wünsche verwirklichen: Mal ganz nah an fließender Lava zu stehen. Zudem wollten wir auf O’ahu in der Hanauma Bay schnorcheln, den Koko Head Krater besteigen, eine Hula-Show sehen, das Feuerwerk des Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort bestaunen, den Sonnenaufgang auf dem 3.055 Meter hohen Haleakala genießen und die Schildkröten am Strand entlang der Road to Hana beobachten. So viele Sachen, von denen wir letztes Mal gar nicht wussten oder diese nicht geschafft hatten.» Insel O‘ahu: Waikiki - Der Stadtteil von Honolulu mit dem Waikiki Beach
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